Letzte Zementarbeiten (vor allem eine Verstärkung der Kanten) an unserer Stiege und dann Streichen der Gitter. Ich hab die Arbeiten ja verfolgen können, das war richtig heftig. Insgesamt 20 Meter Weg und 72 Stufen, alle ganz leicht abschüssig angelegt, denn in der Regenzeit müssen die Wassermassen da nach unten rinnen, der Untergrund ja auch nicht optimal, aber ich finde, wenn es dann seitlich fertig verputzt ist und alles schon in weiß blau gestrichen, da sieht das doch schön aus, oder?

 

Ein kleiner Bericht von Frau Vonwald: Ich habs geschafft. Und jetzt, was ich aus vielen Gesprächen gestern heraus gehört – Thema Musik. Mehr als singen und traditionell tanzen – einigen Kindern würde es gut tun, ein Instrument zu lernen.
Das hier ist Daniel, der mit Jonathan in einer Band spielt. Und der ab nächster Woche zweimal wöchentlich nachmittags (also so wie Taekwondo oder Pfadfinder oder andere Freizeitaktivitäten) Gitarre und/oder Keyboard unterrichten wird.

Und jetzt wollen wir noch ein oder zwei Gitarren kaufen und ein zweites Keyboard, Musikgeschäft gibts hier im Ort.

Zur Vorgesichte unseres jetzt angestellten Schneiders:
Diese Familie haben wir letztes Jahr aus Wohnverhältnissen übersiedelt, ich bin viel gewohnt, aber das war bisher in 14 Jahren das absolut Schlimmste und dafür mussten die auch noch Miete zahlen. Dabei ein sehr bemühter Vater, willig jede Arbeit anzunehmen, eine gehörlose Frau, die Kinder hatten nur ein einziges vollkommen zerrissenes T-Shirt, beim Übersiedeln passte ihr ganzes Hab und Gut in eine Plastiktüte.

Wir haben jetzt heraus gefunden, dass der Vater ursprünglich mal Schneider gelernt hat. Wir werden diesen Vater jetzt bei uns anstellen als Schneider damit er uns diverse Sachen flicken kann. Weine erste Vorzeigearbeit wird sein, sich selbst und einem Mitarbeiter eine Uniform zu nähen und dann täglich immer wieder Sachen ausbessern und wenn er sich eingearbeitet hat, auch immer wieder die Uniformen der Kinder, die plötzlich herein fallen oder wenn eine zweite gebraucht wird. Wir werden ihm 80 Euro monatlich zahlen, so viel hat er noch nie in seinem Leben verdient. Und ich weiß – das wird gut.

 

Nachdem wir alles soweit geregelt hatten und eine Nähmaschine organisiert hatten (anke der Spenderin), kam der Vater überglücklich zu seinem ersten Arbeitstag. Und so berührend, er hat das Baby dabei, weil seine Frau noch unterwegs sei nach Gelegenheitsarbeiten suchen. Wir haben ihm gesagt, was er bei uns verdient, dass seine Frau, wenn sie das wollen würde, zuhause bleiben könne. Großartig, er würde sich sehr freuen, aber er würde ja sein Gehalt erst in zwei Wochen bekommen und bis dahin hätten sie sonst nichts zum Essen. Natürlich gibt es einen Vorschuss. Die Reparaturen der Schuluniformen werden übrigens nicht gratis sein, wir verlangen von den Eltern zumindest ein paar Schillinge dafür, um Verantwortung zu übernehmen.

Wenn Frau Vonwald selbst in Kenia vor Ort ist, werden ganz häufig Familienbesuche gemacht. Hier ein kleiner Einblick darüber :)

7 Stunden waren wir heute nonstop unterwegs, 66 unserer Kinder persönlich „interviewt“. (Wenn ich vor Ort bin, versuche ich so viele Familien aus unserem Projekt wie nur möglich persönlich zu besuchen, ich sitze hier nicht einfach in einem klimatisierten Büro).
Und heute war die Gegend dran, die ich am wenigstens mag – Kilifi Town, also „Innenstadt“. Begonnen haben wir im Viertel „Old Ferry“, wo man ohne internen Guide nichts findet, gefühlt hunderte von schmutzigen, verrotzten Kindern, dann direkt das Zentrum, kein bisschen Grün, Müllberge, Gestank, Hinterhöfe, Ziegen, die man zur Seite schieben muss, Autos, Motorräder, Tuktuks, die keine Rücksicht nehmen. Familien so arm, dass ein nackter Raum und eine Decke am Boden alles sind, was sie haben, dazwischen auch solche, die sich abmühen und so ein ganz kleines bisschen die Nase aus der Armut heben. Viel Nachbarschaftshilfe, Kinder, die gerade pubertieren und den Mund nicht aufbringen und solche, die von ihren Hobbies erzählen in fließendem Englisch. Mütter, die sich freuen und Tee anbieten wollen, höfliche Väter und abwesende, Großmütter, denen man die Überforderung ansieht, oder auch der große Bruder, der als einziger als Vorbild dient und auf die Geschwister aufpasst.

Irgendwie ist die Armut in einer Stadt für mich schwerer zu ertragen als etwas weiter draußen, wenn man wenigstens viel Grün drum herum hat und immer ein kleines Stückchen Garten, wo einsame Tomaten wachsen.

Aber dann keimt doch immer wieder dazwischen die Pflanze Hoffnung, man sieht, was aus so manchem Kleinkind geworden ist, man sieht die Berufswünsche und die Hobbies und ja – einfach immer wieder und jeden Tag gern.

Ein paar Impressionen vom Wegesrand und eine meiner Lieblingsfamilien, der älteste wird in Kürze mit der Schule fertig und möchte Computertechnik studieren.

Anfang Juli gab es die erste Stunde Einführung in das Arbeiten mit Tablets. Klasse 2 Secondary ist unsere Test-Klasse, Ali ist IT-Techniker und hat uns ganz tolle Dinge da hinein gezaubert. Wir läuten also das digitale Zeitalter ein.

   

Wir haben einige Berge von Büchern eingekauft in Nyale. Hier durfte sich jedes Kind ein Buch aussuchen, das waren Geschenke der Paten. Danach wird geteilt oder es wird der Bibliothek übergeben

Als Frau Vonwald in Kenia war, gab es natürlich wieder den Elterntag, früher Müttertag.

Hier der kurze Bericht dazu: Immer mehr Väter finden den Weg zu uns. Ich hab da heute einen Lacher geerntet. Einige Väter hatten sich beschwert, weil immer nur früher von Müttern die Rede war. Aber – die Mütter meinten damals, wenn sie sagen würden, sie seien allein erziehend, dann würde die Chance größer sein, dass wir ihr Kind annehmen. Und später kamen sie schwer aus der Nummer wieder raus. Ich hab das erklärt und gemeint, „einige Väter sind eigentlich auf dem Papier schon gestorben, ich freue mich, euch trotzdem bei guter Gesundheit zu sehen“.

Und am Anfang natürlich das Ritual mit dem geborgten Kanga.

 

Wir berichten wie versprochen:
Es kamen bisher für die Toilette unfassbare 1045,- Euro zusammen, darunter eine 500,- – Spende. Gemeinsam mit den 500,- die wir schon hatten also die Hälfte. Frau Vonwald hat beschlossen, den Rest erst einmal privat drauf zu legen.

Das Geld wurde gestern schon überwiesen, die Initiatoren hatten Tränen in den Augen und versprechen, uns über jeden kleinen Baufortschritt auf dem Laufenden zu halten. Der Eröffnung der Krankenstation steht dann bald nichts mehr im Wege. Wenn frau Vonwald im Jänner 2020 wieder hier ist, wird sie sich es bei laufendem Betrieb anschauen.
Danke allen, die sich beteiligt haben, ihr seid großartig.

Für alle, die gern mehr Hintergrundinformationen haben wollen, hier mal ein paar Infos und Gedanken zum „neuen“ kenianischen Schulsystem. Neu deshalb in Anführungszeichen, weil schon das zweite Jahr installiert und bei uns betrifft es bereits Klasse 3 (und abwärts). Das frühere britische System waren 3 Klassen Nursery, 8 Klassen Primary, 4 Klassen Secondary, danach College, Uni, qualifizierten Beruf erlernen. Es gab zwar auch die Möglichkeit, nach der Primary gleich in eine der so genannten Technical schools zu gehen, die wirklich guten haben aber Secondary vorher verlangt. Was jede Berufsausbildung einfach unglaublich teuer gemacht hat. Ein duales System wie bei uns gibt es übrigens nicht und keine Firma würde einem Lehrling etwas zahlen. Im Gegenteil, der Lehrling zahlt dem Lehrherrn, nur, gibt es praktisch nicht.

Ein weiteres großes Problem – kaum eine Schule hatte Primary und Secondary gemeinsam, und die Prüfung am Ende der Primary war praktisch fast lebensentscheidend.

Das neue System ist rein äußerlich:

2 Klassen Pre-Primary, 3 Klassen Lower Primary, in Klasse 3 eine Prüfung, die aber nur eine Orientierungsprüfung ist und Talente frei legen soll. 3 Jahre Upper Primary, in Klasse 6 wieder eine Orientierungsprüfung, ebenfalls für die weiteren Talente, welche Fächer, welcher Berufswunsch. Dann 3 Klassen Junior High und 3 Klassen Senior High, dann praktisch Matura. Und ein – schafft die Highschool nicht – soll es praktisch nicht geben, weil man Talente frühzeitig erkennen möchte. Und eine Entscheidung für eine Berufslehre gibt es dann praktisch auch schon nach Klasse 6 Primary.

Und Einschulung (Pre-Primary) erst mit 4 Jahren und nur noch mit einer Geburtsurkunde, keine jüngeren Kinder, die nur zur Aufbewahrung abgegeben werden, und strengere Kontrollen, ob Kinder auch kommen.

Und jetzt ist man gerade dabei, die Lehrpläne zu entrümpeln und die Inhalte den neuen Zielen anzupassen. Und diese Ziele sind ganz klar definiert – Talente suchen und fördern. Daher wird in der Primary auch wieder Wert gelegt auf handwerkliche Fähigkeiten, basteln, werken, einen Stuhl bauen können usw.

Mein Professor Katana wurde in den nationalen Think-Tank berufen, um nun diese Lehrpläne mit Leben zu füllen und er hat mich eingeladen, meine Ideen einzubringen und mit ihm auszutauschen. Was ich gern tun werde.

Für uns bedeutet das – wir sind genau richtig aufgestellt, weil ich seit Jahren auch predige, schaut auf die Fähigkeiten, weckt Interesse, lasst nicht nur auswendig lernen, wertet Handwerksberufe auf usw. Und weil wir das bereits haben, alles unter einem Dach.Derzeit haben wir auch den ersten unserer Schüler, für den akademische Laufbahn einfach nicht mehr stimmig war und der gelitten hat, in eine Technical School geschickt, mit der wir in Zukunft zusammenarbeiten wollen und er lernt dort jetzt Tischler. Und er Schule gibt es noch Elektriker, Automechaniker und Schneider.

Die Regierung hat außerdem die Zugangsbeschränkungen an der Uni deutlich gelockert, bisher musste man eine glatte 2 haben, damit das überhaupt irgendwie leistbar war, jetzt genügt eine 3. Es fehlt nämlich an allem. Kenia braucht gut ausgebildete Kräfte. Die Chinesen haben das erkannt und vergeben jährlich einige Tausend Stipendien, Studium in China, dann werden die jungen Leute zurück geschickt.

Und ich sag es nochmals, trotz immer noch Korruption, trotz immer noch vielleicht nicht die Demokratie, die wir uns so vorstellen, seit der Reform vor drei Jahren geht richtig was weiter und es sitzen fast durchwegs Fachkräfte auf den politischen Sesseln. Hoffen wir, dass es so bleibt und bis dahin fühle ich mich geehrt, dass man meine Meinung hören will, egal was dann damit passiert.

Unsere Kinder in Europa wünschen sich Playstation. Hier in Kenia – Gummitwist (heißt hier „In – Out“). Und zwar ein richtiges. Wird hier sonst aus Pflanzenstielen gebastelt und man kann sich vorstellen, wie haltbar. Pure Seeligkeit also heute in unserer Dorfschule in der Provinz Ganze