Wir haben ein neues, ganz tolles Projekt auf die Beine gestellt. Das möchten wir heute mal vorstellen:
Zunächst mal der Vorspann:
  1. Wir sind als in Kenia registrierte NGO immer wieder aufgefordert, nicht „nur“ in der Vonwald-Schule gemeinnützig zu wirken, sondern auch darüber hinaus tätig zu sein. Dies ist wichtig, damit man uns nicht irgendwann vorwirft – ihr seid ja nur einfach eine Privatschule ohne Status gemeinnützig. Deshalb auch Dorfschule, deshalb sammele ich gerade für eine Toilette für die Krankenstation usw.
  2. Es gab immer schon Nursery-Einrichtungen, die aber nie ernsthaft kontrolliert wurden, aufsperren, zusperren, ein bisschen lesen und schreiben oder auch nicht – egal. Obwohl Nursery schon immer verpflichtend war, aber eben nicht so ernst genommen wurde, daher auch oft die Kinder schon recht groß bevor man sie einschulen konnte. Aber – das neue Schulsystem nennt das jetzt nicht mehr Nursery oder KG von Kindergarden, es ist PP1 und 2 von Pre-Primary. Und ist sehr ! verpflichtend und wird sehr kontrolliert. Und um Eltern die Ausreden zu nehmen, zu weit, nix in der Gegend usw. wurden alle dörflichen Gemeinschaften angehalten, solche 2-klassigen Pre-Primary-Orte zu gründen, ganz nah bei den Hütten für die Kleinen. Sie haben auch den Namen – Feeding Schools. Nicht, weil es Essen gibt, sondern weil sie sozusagen die „Zulieferer“ der mehr zentralen Primary Schools sein sollen. Und Organisationen wie unsere wurden gebeten, das möglichst zu fördern und zu unterstützen. Und obwohl wir natürlich „eigene“ PP haben, wollen wir genau das tun.
  3. Mir ist schon auch bewusst, dass es in Europa viele Menschen gibt, die gern helfen würden, dies aber aus zweierlei Gründen nicht so können – 25,- oder 50,- oder vielleicht sogar 15 Euro sind auch bei uns viel Geld. Das vielleicht Entscheidende aber ist, man würde ja gern, aber die Verantwortung. Man hat das Kind jetzt übernommen und irgendwann will es dann studieren. Auch ein Punkt – wenn sie so klein und niedlich sind, würde man gern gleich 10 nehmen, wenn sie dann aber älter werden und teuer, dann…
So – und das machen wir jetzt in Zukunft daraus:
Wir haben uns die Nursery aus der unmittelbaren Nachbarschaft als Partner gesucht. Dort haben wir jetzt ein Jahr beobachtet, schon Spielzeug hingebracht und unsere Plastiktassen, Bodenmatten und immer wieder besucht. Liebevoll geführt, die Leiterin eine gestanden tolle Frau. Und wirklich wirklich arme Kinder.
Und mit 10 Euro monatlich kann man hier nicht nur die Kosten für die Nursery übernehmen, sondern auch eine warme Mahlzeit am Tag.  Eine Nursery ist nicht aufwendig, neben der Leiterin reicht eine Hilfskraft, es gibt keine echte Anforderung an die Ausbildung, daher ist es billig. Es öffnet den Kindern aber die Schiene Primary.
Was aber auch anders ist – die Hilfe ist begrenzt auf die 2 Jahre. Und endet automatisch, außer der/die Patin möchte dann von unten neu starten. Es ist einfach direkte Hilfe, das Kind zwei Jahre in die Nursery zu schicken als Voraussetzung für die weitere schulische Laufbahn.
Diese Kinder suchen ab jetzt Paten, und sind auch schon auf der Seite zu finden :)

Vor kurzem hat Frau Vonwald über das Projekt gesprochen, wo ein Dorf in einer der ärmsten Regionen als Gemeinschaftsprojekt eine Krankenstation bauen wollte. Nun, inzwischen ist das Gebäude errichtet, 2 Räume, die Regierung hat Hilfe zugesagt in Form eines Arztes und einer Krankenschwester, die vom Staat bezahlt würden, aber – das alles kann erst ans Netz gehen, wenn es eine Toilette gibt. Und alle Reserven sind aufgebraucht. Und man hat uns gefragt, weil wir in dieser Gemeinde eine Schule unterstützen. Die Toilette würde 3.000 Euro kosten, 500,- haben wir bereits.
Bei uns können wir einfach mit unseren Kindern in die nächste Ambulanz, zum Arzt, in ein Krankenhaus. Helft mir, dass viele, viele Menschen wenigstens einmal pro Woche eine Krankenschwester zur Verfügung haben. Ohne Toilette war die Arbeit umsonst.
Wir wollen immer Hilfe zur Selbsthilfe – hier wäre es genau das.

Das ist so ein Spiel, das man überall auf der Welt kennt :)

Die Lehrer sind nach dem Seminar sehr motiviert. Schon eine Woche nach dem Seminar gab es irgendein fächerübergreifendes Thema. Und in Biologie wurden unsere Bäume am Schulhof wie auf dem Foto zu sehen, markiert :)

 

Ein weiterer Bericht von Frau Vonwald:

Komme gerade von einem Treffen mit „meinem“ Prof. Katana, dem Unterrichtsminister für Kilifi County (immerhin eine Fläche so groß wie Oberösterreich). Ich liebe diese Gespräche, dieser Mann ist solch ein Segen in seinem Amt. Ich sagte es ja schon einmal, in Deutschland studiert, Prof. für Physik hier an der Uni, seit 2 Jahren eben Unterrichtsminister und so unglaublich normal und schnell im Denken. Wir bekommen so viel Unterstützung jetzt immer. Samstag hab ich Lehrerseminar, hab ihn heute fast beiläufig gefragt, ob er dafür kurz Zeit hätte, ja, klar, er kommt vorbei, keine Frage, gern. Mach das mal irgendwo in Europa.

Ich hatte ihn kurz in die Schule eingeladen, wollte ihm das Tablet-Projekt zeigen, seine Meinung dazu. Er hat das sofort aufgegriffen, wird Dienstag mit unserem IT-Techniker nach Malindi fahren, ihn dort mit Leuten bekannt machen, in Malindi gibt es derzeit das einzige Pilotprojekt des Information-Center, das total digitalisiert ist, also praktisch eine Bücherei und mehr, alles auf Tablets. Das System – Kinder aller Schulen können dort gegen ganz kleine Gebühr, alles lesen, was sie brauchen, Schulbücher, weiterführende Literatur, Wikipedia, Datenbanken, und man wäre sehr interessiert, sowas auch in Kilifi Town zu haben. Sobald wir das installiert hätten, würde uns die Regierung mit Mengen von Tablets ausstatten, gratis. Voraussetzung eben, es müssen auch andere davon profitieren können. Das Center in Malindi verzeichnet derzeit täglich rund 200 Schüler, die das nutzen. Und mit dem kleinen Einkommen davon, könnten wir uns Ali, der das derzeit ehrenamtlich macht, um sich einen Namen zu machen, permanent anstellen.

Geplant für unsere Schüler ist auch eine Art Sprachlabor, interaktiver Englischunterricht. Und ganz viel mehr. Und einem Mann wie Katana brauche ich das nur ganz kurz anschneiden, er spinnt es sofort weiter, ruft sofort irgendwen an usw.

Ein großartiges Lehrerseminar gab es Ende Juni, das vierte seiner Art und sicher das beste bisher. Inzwischen empfinden es die Lehrer nicht als – sie stehen vor einem Richter, müssen ein Examen ablegen, werden vielleicht entlassen. Sie reden frei, ich rede frei, wir entwickeln Ideen und diesmal hab ich mir gewünscht, dass die 72-Stunden-Regel greift. Alles, was man nach einer Schulung nicht innerhalb von 72 Stunden umsetzt, macht man nie. Also haben wir ein paar Punkte herausgegriffen, die noch in den nächsten 3 Wochen realisiert werden.

Das Motto war: „Wie sieht die Zukunft des Lehrerberufs aus? Werden Lehrer in einer digitalen Welt noch gebraucht und in welcher Form?“ Sehr, sehr spannend.

Dazu natürlich die tolle Umgebung vom Hotel, gutes Essen, also auch die äußeren Umstände einfach mal wieder anders. Prof. Katana kam wie versprochen, allein das wertet unsere Schule schon auf und macht alle stolz.

 

Frau Vonwald befindet sich momentan in Kenia, hier ein Reisebericht von ihr:

Von einer seeehr langen Tour in die Dorfschule zurück, das schafft mich immer wie kaum etwas. Daher lege ich es auch meistens an den Anfang meiner Zeit hier, weil ich da noch Energie habe.

Einerseits ist es die lange Fahrt über Dorfstrassen und diese tiefe dicke rote Erde, die sich nach kurzer Zeit über alles legt, überall hinein kriecht, man sieht aus wie ein rot paniertes Ferkel. Der Schweiß dazu, lecker.

Aber jetzt bin ich geduscht, hab was gegessen, da geht es schon wieder. Obwohl ich sagen muss, Touren so bis 14 Uhr, geht gut, 17 Uhr ist mir dann doch schon zu lang, irgendwie lassen die Kräfte dann nach.

Es strengt mich aber auch an, weil ich einerseits mit meinen eigenen Anfängen konfrontiert werde, denn genau so ärmlich haben wir begonnen. Und ich möchte hier so gern auch einfach mal mit einem Paukenschlag etwas bewirken. Nur nochmals kann ich mir das persönlich nicht leisten. Und es fehlt auch noch am richtigen Management, das wird noch ein langer Weg. Andererseits gibt es Gapeka im Hintergrund, unsere tollen Leute, die da sehr geduldig auch ausbilden, wie man das überhaupt alles macht und wie man solch ein Projekt führt, daher hab ich große Hoffnung.

Ich hab ja schon seit einiger Zeit im Kopf, dieses ganze Dorfschul-Projekt eigenständig zu machen, also als eigenständiges Projekt im Projekt. Es kommen (und gehen, lol) ja immer Menschen, die gern „was Eigenes“ machen wollen, hier könnte man sich austoben. Eigenständig, trotzdem mit der steuerlichen Absetzbarkeit und Spendengütesiegel von Harambee und mit dem Knowhow und dem Backoffice von Gapeka. Leider hatten bisher alle, von denen ich mir das vorstellen konnte, nicht den langen Atem, erst einmal zu lernen und sich einzuarbeiten. Ich suche also weiter.

Caroline, die auch mit war und sicher dann auch noch was schreibt, meinte, wenn ich in 5 Jahren niemanden hätte, würde sie es machen.

Unser Tag heute war in der Schule Fotos, Interviews einiger Kinder, ein paar Kinder dann auch zuhause besucht, was mühsam ist, denn die Entfernungen (die die Kinder täglich viermal zu Fuß zurück legen) sind enorm.

Alle, die wir nicht geschafft haben, übernimmt Michael nächste Woche nochmals mit Fotos und Infos.

Und, auch als weitere Unterstützung und weil 15,- Euro-Kinder immer gern übernommen werden, haben wir heute weitere 8 ausgesucht, wobei ich eines selbst übernehmen werde. Da kommen die Fotos und Geschichten in Kürze.

Mehr dazu, was die Dorfschule jetzt dringend braucht, auch später.

 

Ein kleiner Bericht von Frau Vonwald aus Kenia zu den diversen Clubs:

“ Hab ich nur durch Zufall mitbekommen (sie sind wirklich auch schon gut organisiert). Ich sehe eben Schüler und Lehrer an einem Tisch mit Cola und frage. Einer der Lehrer erklärt mir – Eigenerfindung, die besten aus den Klassen 4-8 in Mathematik werden besondern gefördert neben den Pflichtprogrammen und die, die bei den monatlichen Tests besonders gut abschneiden (das wird immer nach dem Durchschnitt der Klasse festgesetzt), bekommen was Besonderes, derzeit eben, Mittagessen mit den Mathelehrern. Die Kinder sind unglaublich stolz.

Also, warum nicht auch Englisch, unser Sorgenkind. Weil Mathe und Englischlehrer ident sind und weil sie ja ein wenig der Kosten selbst tragen. Also – ich übernehme das Belohnungssystem für Englisch.

Dann – und was ist mit Physik (das Fach gibt es erst ab Secondary und wird auch in Kenia genauso wie bei uns nicht so geliebt, was schade ist), gab es da nicht auch mal so was? Ja, aber der alte Physiklehrer ist weg, wir haben einen neuen ganz jungen. Will ich sofort sprechen (10 Minuten bevor sein Professor von der Uni erwartet wurde). Ob er sich das vorstellen könne. Er war sofort Feuer und Flamme und kam gleich mit Ideen. Ich so – er solle da bleiben, Prof. Katana käme in ein paar Minuten, ich würde ihn fragen, ob er Teil des Belohnungssystem sein könnte, mal eine Stunde mit dem Unterrichtsminister und Professor für Physik an der Uni. Ich dachte, unser Lehrer fällt im nächsten Moment tot um.

Und, keine Frage, O-Ton Katana – „Teil mich ein, ich komme“. Und der macht richtig geilen Unterricht.

Also alles mega erfolgreich.“

….das waren auch mal unsere Anfänge in der Vonwald-School.
Und hier fängt es wieder an, eine Dorfschule.
Immer wieder beginnen, nicht wegschauen, einfach tun.

Ein Bericht von Caroline, unserer momentanen Deutschlehrerin:

Wer noch nicht zum Vonwald-Urgestein gehört, der sieht hier in der Patengruppe Bilder von einer gut ausgestatteten Schule in Kilifi: gemauerte Gebäude, Bänke, Bücher, eine Schulküche, Bibliothek etc.

Wenn man dann in die Schule in Bale kommt, die gerade in den Kinderschuhen steckt, dann versteht man, wie viel Arbeit in der Vonwald Schule steckt und wie viel Entwicklungsschritte in den vergangenen Jahren nötig waren, um dieses Großprojekt zum Laufen zu bringen.

In Bale steckt Potential – in der Schule und vor allem in den Kindern. Mich hat die Einfachheit dieses Ortes sofort berührt. Ob ich mir zutraue, dort selbst groß Hand anzulegen, weiß ich noch nicht und wird sich in den nächsten Jahren zeigen.

Aber wenn es da Studium zulässt, dann komme ich nächsten Sommer für ein paar Wochen wieder und tauche weiter in die beeindruckende Lebenswelt von Bale ein.

Helfen ist einfach. Man muss es nur tun.