Die Pwani-Universität und wir
Wir sind offiziell ein Sponsor der Pwani-Universität, wer hätte das jemals gedacht. Und das kam so.
Die Kilifi Vonwald School hat über 30 Mikroskope, die im Labor unseren Schülerinnen und Schülern zur Verfügung stehen. Alles andere als eine Selbstverständlichkeit, denn viele Schulen haben überhaupt keines – und die Universität hatte bisher 3, wovon eines kaputt war. Von einem Teleskop konnte die Uni überhaupt nur träumen. Nun sitzen wir an der Vonwald Schule aber ja nicht auf einer einsamen Insel – möglichst viele junge Menschen sollen von unserer Arbeit profitieren.
Deshalb schließen wir (also die von Gabriela Vonwald gegründete kenianische NGO Gapeka) mehr und mehr sogenannte „MOUs“ – Memorandum of Understanding – ab. Man könnte es wohl als „Freundschaftsvertrag“ übersetzen, auf dessen Basis eine enge Zusammenarbeit möglich ist. Dies öffnet uns und unseren Schützlingen Türen, gibt Ausbildungsmöglichkeiten, Praktikums- und später Arbeitsplätze. Gapeka ist hier mittlerweile Teil eines riesigen, sehr dichten Netzwerks, dessen Wert gar nicht hoch genug anzusetzen ist – weil immer jemand jemanden kennt…
Und daher haben wir heute in einer feierlichen Zeremonie unser Profi-Teleskop und fünf Mikroskope an die Pwani University übergeben.
Ich (Sarah Eidler) war dabei und muss als Gast sagen, das war schon wirklich sehr nett. Zuerst ins Büro des Vice Chancellors – das ist praktisch der oberste Boss der Uni – , anschließend dann die Übergabe des Teleskops sowie der Mikroskope in einer kleinen Zeremonie. Natürlich muss das alles hochoffiziell sein mit den verschiedenen Abteilungen und deren Leitern. Ich kann mir vorstellen, dass im Vorfeld schon große Aufregung geherrscht hat – wer darf dabei sein? „Hochoffiziell“ bedeutet schonmal, dass pünktlich angefangen wird und dass sich jeder der Anwesenden kurz vorstellt, also welcher Studienrichtung er angehört und warum er heute da ist. Auch immer wichtig: In welcher Reihenfolge darf gesprochen werden, also wer ist zuerst dran, weil höhergestellt. Andererseits geht’s dann aber total herzlich zu – Gabi ist ja durch den Ehrendoktortitel sowieso „eine von ihnen“ – und wenn’s Torte gibt, dann füttert man sich sogar an der Uni noch gegenseitig damit, ein Ritual, das schon die Kleinsten beherrschen.
Total geplättet ist auch Mr. Jonathan, unser CEO, der überhaupt noch nicht glauben kann, dass GAPEKA jetzt ein „Sponsor“ der Universität ist. Ichbin natürlich ein paar Mal gefragt worden, ob ich zum ersten Mal in Kenia bin, und Prof. Shauri, der recht regelmäßig nach Wien fliegt, war ganz entzückt zu hören, dass ich selbst dort studiert habe. Was schon auch sehr bemerkenswert ist – viele der Professoren betreiben selbst auch Landwirtschaft, der Vice Chancellor züchtet beispielsweise Ziegen. Kann man sich in Österreich auch nicht wirklich vorstellen, oder?
Gabi durfte übrigens auf dem „Präsidenten-Platz“ sitzen. Die ganze Zeremonie fand im Kibaki-Saal statt, benannt nach dem früheren Präsidenten Kibaki. Hier hat der Präsident damals die Urkunde unterschrieben, mit der das bisherige College zur öffentlichen Universität ernannt wurde – sehr geschichtsträchtig und eine große Ehre! Man merkt wirklich die große Dankbarkeit, denn die Konkurrenz zwischen den Unis ist groß und man will natürlich „etwas Besonderes“ bieten. Das kann nicht sein, dass Studenten an die Uni kommen (teilweise auch international) und dort schlechtere Ausrüstung vorfinden als an den Schulen/Unis, an denen sie zuvor gelernt haben. Und immer wieder wird betont, dass unseren Schülern die Türen offen stehen. Einige der Professoren waren dann gleich ganz aufgeregt, ja, ich kenn einen aus der Vonwald-Schule, der ist jetzt im dritten Jahr…
Und trotz allem schmunzeln Gabi und ich auf der Rückfahrt zur Schule: Da haben wir gerade ein Teleskop und Mikroskope an eine Universität gestiftet und wenn man in den Kofferraum des Autos schaut, sind da die Stofftiere für die Familienbesuche zu finden. Wie war das nochmal mit Wurzeln und Flügeln?!
Mag. Sarah Eidler
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