In einer Patenschaft ist ja bei uns nicht nur alles rund um den Schulbesuch plus mindestens eine warme Mahlzeit in externen Schulen, mindestens zwei in unseren beiden Schulen abgedeckt, sondern auch – wie ich es immer beschreibe – eine Basisabsicherung im Krankheitsfall. Und ganz oft werde ich, teilweise auch von anderen Organisationen und Vereinen, gefragt, wie geht das? Gibt es denn eine Krankenversicherung für die Kinder?
Nun, leider ist es nicht mehr so leicht. Ja, die gab es früher mal auf einfache Weise und wir hatten schon seit Jahren alle unsere Kinder dort registriert. Eine staatlich geförderte Versicherung für alle Menschen in Kenia. Die gibt es auch heute noch. Wer von seinem Arbeitgeber ordnungsgemäß beschäftigt wird, ist dort auch automatisch versichert und mit ihm/ihr die Kinder. Der Arbeitgeber nimmt es vom Bruttogehalt und legt seinen Anteil dazu, ganz wie bei uns auch.
Nur – solch ein ordentliches Beschäftigungsverhältnis, wie wir es für alle unsere mehr als 120 Mitarbeiter/innen haben, existiert in Kenia nur in wirklich großen Firmen, in internationalen, nicht einmal überall im Staatsdienst. Hier wurstelt man sich lieber mit Praktika durch, für die man dann weder Steuern noch Versicherung zahlen muss. Und dabei sind viele sehr erfinderisch. Oft bekommt man auf Nachfrage die Antwort, klar, ist ordentlich bei uns beschäftigt. Weil man damit meint, nicht nur Tagelöhner, sondern er/sie bekommt sein/ihr Gehalt regelmäßig jeden Monat. Aber Steuern? Versicherungsleistung (die ja auch bei Mutterschutz oder Pension greift)? Fehlanzeige.
Natürlich kann sich jeder auf Wunsch selbst versichern, nur, das ist teuer. Macht also niemand. Man betet, dass eben nichts passiert. Und versäumt so gerade für die Kinder sehr oft Untersuchungen, behandelt den Armbruch nicht oder das Fieber, erkennt die Sichelzellenanämie nicht oder Malaria.
Auch für uns wäre das teuer gewesen, nur im alten System gab es für Organisationen die Möglichkeit der Gruppenversicherung. Dazu musste man Minimum 100 Kinder anmelden, und das hatten wir so all die Jahre.
Dann vor zwei Jahren, große Neugestaltung, Versicherungen fusionierten, es gab neue Regeln, und ja, wir könnten unsere Kinder noch immer versichern, allerdings wesentlich teurer und – mit gaaaanz viel Bürokratie. Unter anderem das schier unüberwindbare Hindernis, dass ein Elternteil eine ID Karte und eine Geburtsurkunde brauchte und sich ebenfalls versichern lassen musste. Ein Ding der Unmöglichkeit.
Aber ich habe ja inzwischen ein Netzwerk, Freunde, die ich regelmäßig treffe. Unter anderem den Inhaber der privaten Khairat Klinik, Dr. Mahfoud. Natürlich ist die Klinik auch gewinnorientiert, Dr. Mahfoud, den ich inzwischen zu einem wirklich guten Freund zählen darf, ist aber auch ein Philanthrop. Und als er mich so verzweifelt sah, machte er den Vorschlag, alle Kinder bei ihm registrieren, eine kleine monatliche Gebühr pro Kind und sie dürfen alle kommen. Gratis.
Und das funktioniert hervorragend, inzwischen haben wir für unsere Kinder eine eigene Abteilung im ersten Stock mit eigenem Arzt, Schwester und Verantwortlichem.
Inkludiert in dieser Zahlung sind alle Dinge, wegen denen man auch bei uns zum Kinderarzt gehen würde, ausgenommen natürlich aufwendige Untersuchungen wie CT und Operationen. Aber selbst hier kann man mit Dr. Mahfoud reden, in Raten zahlen, handeln. Er schickt niemanden weg.
Daher, nein, unsere Kinder sind nicht versichert, sie haben aber alle die Möglichkeit, im Krankheitsfall einen Arzt zu konsultieren, ein Röntgen in Anspruch zu nehmen, einen Gips zu erhalten und Medikamente.
Und regelmäßig schickt uns das Khairat Spital Gemeindeschwestern oder Ärzte für Impfaktionen, Augen- und Ohrenuntersuchungen, Vitamin A Substitution oder Entwurmung. Oder auch für Vorträge über Hygiene und Geburtenkontrolle für unsere älteren Kinder oder Mütter.
Daher auch hier – geht nicht, gibts nicht.




