Unser Haus für alle Kinder, die zu klein sind für Boarding, die aber dennoch aus irgendwelchen Gründen nicht so gut in ihren Familien aufgehoben sind, war eine der wichtigsten Errungenschaften der letzten Jahre. Wie oft sind mir bei Familienbesuchen Kinder aufgefallen, die irgendwie nur geduldet wurden von Verwandten, die zuhause keine echte Betreuung oder Liebe erfahren haben. Und nicht immer, weil da irgendwelche bösen Stiefmütter am Werk sind, oft, weil Mütter überfordert sind mit dem Alltag als alleinerziehend, manchmal, weil die Kinder bei Omas, Tanten oder Nachbarn leben, denn die Eltern sind während des Schuljahres irgendwo auf Arbeitssuche. Es gibt bei uns eine angestellte Mama, liebevoll, mit ausreichend Schulbildung, damit man auch bei den Hausaufgaben helfen kann, Bubenschlafraum, Mädchenschlafraum, Aufenthaltsraum, Küche, Toiletten und Duschen und vor dem Haus ein Spielplatz.
Das alles ist aber kein Waisenhaus, es ist, wie der Name schon sagt – temporary, also zeitlich begrenzt.
Und hier ist der Staat sehr, sehr streng, wie wir selbst gerade erst in den letzten Ferien erfahren mussten.
Erlaubt ist eine Unterbringung während der Schulzeit, sofern es sich um eine registrierte Organisation handelt und es einen Link zum Jugendamt gibt. Wir sind in Kenia eine registrierte Organisation und der Link zum Jugendamt ist natürlich da. Unsere Eva ist ausgebildete Sozialpädagogin mit Zusatzausbildung und wurde vom Jugendamt genehmigt. Jeder, der in Kenia mit Kindern irgendwas tut, muss solch eine Person einstellen. Wie immer, man schaut da lange zu, irgendwann gibt es neidische Nachbarn, man wird angezeigt, zahlt sich wirklich nicht aus.
Eigentlich hatten wir gehofft, dass es niemandem auffällt, wenn wir die Kinder auch während der Ferien bei uns behalten, sofern Kinder und Eltern das wollen. Aber – keine Chance, absolut verboten. Wir haben es mit allem versucht. Dass wir Nachhilfe anbieten, dass es eine Art Ferienlager ist, dass wir da Performing Arts und Sport und was weiß ich noch alles tun. Die Antwort – Nein.
Wir dürfen Kinder außerhalb der Schulzeit nicht beherbergen.
An den Wochenenden ja, aber auch nur, weil wir eine Schule selbst betreiben. In den Ferien, absolutes Nein.
Kenia hat ja vor einiger Zeit fast alle Waisenhäuser abgeschafft. Das Ganze läuft unter dem Slogan „changing the way we care“. Es gibt ein paar Zentren, die sich Rescue Center nennen, solch eines von unserem Freund William unterstützen wir monatlich. Ansonsten geht der Weg jetzt – Kinder haben eine Familie und diese Familie hat Pflichten. Und es soll nicht passieren, dass Kinder ihren Eltern oder der Familie entfremdet werden. So eben die Theorie. Tagesmütter gibt es in dieser Form übrigens in Kenia auch nicht, also nicht einmal über diesen Umweg und dann eben mal mit einer Übernachtung, könnten und dürften wir arbeiten.
Und hier gibt es nicht nur Verwarnungen und Geldstrafen, es würde uns Gefängnis drohen.
Und ja, wir könnten ansuchen solch ein Rescue Center zu werden. Nur, die Auflagen sind so gewaltig und schwierig, und wir dürften da nur Kinder annehmen, die gesetzlich aus einer Familie genommen wurden und dies nur bis maximal 6 Monate.
Und das ist nicht das, was wir wollen.
Daher – TCC ist sehr wichtig, eine richtige Säule unserer Arbeit inzwischen. Wir denken gerade daran, noch ein zweites Haus zu bauen, denn inzwischen leben schon 22 Kinder bei uns, es wird irgendwann eng. Aber eben nur als erweitertes Boarding.