Nachbarschaftshilfe

Harambee – oder wie wir IN Kenia heißen, Gapeka – ist nicht nur eine Schule, es sind viele Schulen. Natürlich ist der Kern unserer Arbeit die „eigene“ Schule, „Kilifi Vonwald School oder kurz KVS“. Aber es gibt so viele bedürftige Kinder. Und unsere Räumlichkeiten erlauben einfach nicht mehr als die etwas über 600, die derzeit bei uns lernen.

Was also tun?

Schon seit den Anfängen haben wir Kinder auch in anderen Schulen unterstützt. Schulgeld, Schuluniformen, Bücher, Mittagessen, Krankenversicherung. Anfangs zum Beispiel, weil wir mit unserer eigenen Schule ja nur langsam nach oben gewachsen sind und es dann beispielsweise noch keine Klasse 6,7,8 gab. Manchmal, weil der Weg einfach zu weit war, sich dies erst später aber herausgestellt hat oder die Mutter einige Hütten weiter gezogen ist. Immer natürlich, wenn es um College oder Universität oder Berufsschule geht, wir lassen ja ein Kind erst dann gehen, wenn es wirklich fertig ist mit einer Ausbildung oder einem Studium. Ganz oft sind es öffentliche Schulen, die solche externen Kinder besuchen, manchmal auch Privatschulen. Insgesamt kommen so allein in Kilifi County mehr als 45 Bildungseinrichtungen in den Genuss von regelmäßig bezahltem Schulgeld durch unsere Organisation.

Nur hat man natürlich außer übers Geld in solchen Schulen keinen echten Einfluss und gerade in öffentlichen Schulen würde ich keine Bänke sponsern oder einen Wassertank, denn da gibt es einfach zu viel Korruption.

Unser Plan war also schon lange – nehmen wir doch einfach eine oder zwei arme Schulen dazu, die wir einfach etwas mehr unterstützen als nur durch Sponsoring der Kinder.

Und nun hat es sich vor einigen Jahren ergeben, dass unsere Nachbarschule Hope Integrated um Hilfe gebeten hat. Ich hatte die zuerst nicht so am Schirm und muss auch sagen, dass ich dem Gründer und Betreiber anfangs Unrecht getan habe. ER selbst hat seine Kinder bei uns und gründet eine Schule? Sicher doch nur, um Geld zu verdienen.

Inzwischen schäme ich mich für diesen Gedanken, ich habe selten einen bemühteren Mann kennen gelernt als Mr. Thoya. Ein Mann, der sein letztes Hemd geben würde für einen Armen, für ein bedürftiges Kind, für jeden in Not. Und der sich aufrichtig bemüht, hervorragende Noten zu produzieren und seine kleine Schule Stück für Stück wachsen zu lassen.

Inzwischen haben wir 50 Kinder von dort als vergebene Patenkinder, wir haben 2 Klassen mit Büchern ausgestattet, Spenden für einen zusätzlichen Klassenraum gesammelt, ein Dach repariert, Wasser eingeleitet. Alles Dinge, die notwendig waren, weil er sonst nach Covid nicht wieder hätte aufsperren dürfen. Wir tauschen mit unserer Bibliothek Bücher aus, damit auch seine Kinder was zum Lesen haben, wir trainieren demnächst seine Lehrer und werden in Kürze einen Elternabend mit gestalten, damit auch seine Eltern so wie unsere eingebunden sind in das Thema Schule.

Ich fühle mich zu all dem auch doppelt verpflichtet, denn Mr. Thoya ist der Sohn des alten Mannes, der uns alle Grundstücke verkauft hat und in dessen ehemaliger Hütte, nunmehr ein Haus, ich jetzt wohne. Kreis des Lebens. Und weil Mr. Thoya anfangs mit einer anderen deutschen Hilfsorganisation zusammengearbeitet hat, die aber dann plötzlich lieber woanders spenden wollten. Und ich mich für diese Wankelmütigkeit und Verspieltheit von europäischem Helfertum dann immer sehr geniere. Mehrmals schon hätte er seine Schule fast schließen müssen, weil er auf Spender hereingefallen ist. Ja, auch das gibt es. Wenn man hilft, so wie wir es verstehen, dann geht man eine Verpflichtung ein. Und diese Verpflichtung heißt, ich steige nicht einfach aus, auch nicht wegen Covid.

Ich habe heute nochmals 10 Kinder ausgesucht, für die wir Paten suchen.

Außerdem braucht Mr. Thoya noch dringend 20 Schultische, damit er alle Abstandsregeln einhalten kann. Einer kostet 35,- Euro. Bücher werden gebraucht und einige andere notwendige Dinge.

Aber wie so oft erlebe ich hier im Land, dass es gar nicht immer um Geld allein geht. Mr. Thoya meinte heute zu mir, dass es ihm allein moralisch geholfen habe zu wissen, dass wir da sind, dass er nicht allein kämpfen müsse.

Er hat übrigens während Covid Tomaten angebaut, unser Agriculture-Trainer hat ihm gezeigt, wie er das am besten macht. Nicht, um seine eigenen Taschen zu füllen, sondern er hat sie am Markt verkauft, damit er die Schule wetterfest streichen kann.

Wer hier helfen möchte, gern einfach mit dem Betreff „HOPE“.

Und nächste Woche besuche ich noch eine ausgewählte Schule in Kaloleni, der wir auch ein wenig unter die Arme greifen wollen.

Helfen ist einfach, man muss es nur tun.

 

 

 

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