,

Warum Schwimmunterricht?

Wir bekommen ja auch oft Kritik – zu schön bei uns, die Kinder haben ja fast schon so einen tollen Unterricht wie unsere hier, muss das sein?

Mal abgesehen davon, dass ich das doch recht zynisch finde, jedes Kind sollte doch die gleichen Rechte und Freuden haben auf diesem Planeten, ja, ich finde das mehr als gut so.

Wir haben bei uns mit dem Schwimmunterricht vor einigen Jahren angefangen, auf privater, freiwilliger Basis, das meiste hab ich selbst bezahlt, ein Freund und Schwimmlehrer hat die Kids unterrichtet, spät am Nachmittag oder Sonntagvormittags, manchmal gab es Paten und Patinnen, die sich beteiligt haben, mein Ziel damals – kein Kind soll am Ende die Vonwald-Schule verlassen, ohne schwimmen zu können. Warum?

Ich finde, schwimmen gehört zu den Lifeskills, zumal wir direkt an der Küste angesiedelt sind. Die Kinder haben das Meer und den Creek vor Augen, es wird ihnen aber eingetrichtert, nicht hinein gehen, gefährlich. Selbst Fischer können nicht schwimmen. Außerdem hab ich von Anfang an meine eigenen gesponserten Patenkinder, die ich fast alle seit dem Kindergarten begleite, an den Strand eingeladen, planschen, Wasser spritzen, spielen. Und hab gemerkt, was das mit diesen teilweise traumatisierten Seelen macht, wie sie sich frei fühlen und fliegen können.

Nun, im neuen Curriculum ist Schwimmen Pflicht. Und zwar in drei aufeinanderfolgenden Jahren ab Grade 4. Wenn also die Kinder die Primary – das wäre bei uns Hauptschule – nach Grade 6 verlassen, müssen alle schwimmen können.

Und das kostet. Es kostet viel. Und immer wieder werde ich gefragt – aber wie leisten sich das denn andere Schulen? Die Antwort – die meisten gar nicht. Und ich halte diese Vorgabe für ganz Kenia auch für ziemlichen Unfug. An der Künste macht es Sinn, in Nairobi können es sich viele Eltern leisten, aber im armen Hinterland oder im hügeligen Norden, wo Kinder nie Wasser zu sehen bekommen, wozu schwimmen? Da könnte man andere Sportarten verpflichten. Und an der Küste scheitert es bei fast allen Schulen einfach am Geld. Eltern schaffen Schreibhefte kaum oder eine zweite Schuluniform. Kinder kommen mit nur einer Unterhose. Wie sollen sie das Geld aufbringen für solche Extras.

Also sieht der Schwimmunterricht in allen Schulen so aus, dass ein Lehrer, der selbst kaum schwimmen kann, vorn steht und theoretisch erklärt, wie es geht. Und das wird abgeprüft.

Und warum machen wir es?

Weil wir Vorbild sein sollten, weil wir strenger überprüft werden, weil wir es können und mehr als die Kenianer auch den Sinn darin erkennen.

Und weil wir Paten haben, jedes einzelne Kind, die sehr wohl „ihrem“ Kind genauso viel Glück schenken möchte, wie den Kindern hier bei uns. Davon gehe ich zumindest aus.

Gabriela Vonwald

 

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert