Nie mehr Schule?
Es ist geschafft. Wieder hat ein Jahrgang die Matura (Abitur) geschafft, also soll heißen, die letzte Prüfung war am Freitag, dann eine kleine Party und Ansprachen, ja – und dann geht es hinaus ins Leben. 51 junge Menschen können sagen – Schule abgehakt.
Wir versuchen immer, diese drei Wochen rund um die Prüfung so fein wie möglich zu machen. Die Kinder/jungen Menschen sind ja in Boarding, bekommen gutes Essen, können am späten Nachmittag und Samstag/Sonntag schwimmen, Basketball spielen, Musik machen. Es soll eine Zeit für sie sein, die sie nicht nur als belastend empfinden, sondern die sie auch als eine tolle letzte Schulzeit in Erinnerung behalten.
Jetzt sind mal alle zuhause, Weihnachtsferien mehr als verdient.
Im Januar sammeln wir dann alle wieder ein und erklären nochmals, was jetzt zu tun ist: ID-Card beantragen, Bankkonto eröffnen, manche bekommen von ihren Paten den Führerschein geschenkt, da wäre jetzt Zeit. Und sobald dann, meistens gegen Mitte/Ende Januar die Resultate vorliegen, geht es an die Karriereplanung. Und das ist eine Wissenschaft. Gesamtnote, Note in einzelnen Fächern, welche Interessen und – mein Anliegen – was braucht die Gesellschaft, die Wirtschaft, der Staat?
Dann, sobald mal klar ist, was ist möglich und realistisch, einloggen in ein zentrales Register und Ansuchen um Stipendium. Ohne würden wir das auch mit drei oder vier Paten nicht bewältigen können. Dazu Gespräche mit den Eltern, die meistens keine Meinung haben, sich nicht auskennen, die aber ins Boot geholt werden müssen.
„Dies sind eure Kinder, nicht unsere. Ihr müsst Verantwortung übernehmen“. Zumindest für das Essen aufkommen oder die Miete im Hostel, je nach Möglichkeiten.
Danach dauert es. Colleges starten ganz unterschiedlich, manche im März, manche im Mai. Aber für die Unis heißt es warten bis September.
In der Zwischenzeit bieten wir einigen der Kandidaten Mitarbeit bei uns. In der Schule, auf der Farm, aber auch in unseren Partnerschulen oder in der Special Unit Klasse. Du willst Sozialpädagogik studieren oder Lehrerin werden – na dann, hol dir schon mal Praxiszeit. Und dafür zahlen wir bzw. die Paten ein kleines Taschengeld, weil wir den Patenbeitrag normal weiterlaufen lassen.
All das verlangt viel Logistik, Mitdenken und – Liebe. Man muss sich wirklich für jedes Kind interessieren. Und da bin ich froh über das großartige Team vor Ort.
Eins meiner persönlichen Mädchen, Sophia, ist auch gerade fertig mit der Matura. Seit der 8. Klasse liegt sie mir in den Ohren mit einem Handy. Das sie jetzt bekommen hat. Da ich ja immer auch viele Kinderfotos aller unserer Kids habe, ist das meistens eine der ersten Aktionen, die ich mache – ich schicke ihnen ihre Vergangenheit. Immer mit den Worten – I kept your memory.
Man muss sich ja vorstellen, keins dieser Kinder hat irgendwelche Fotos aus dem Leben. Nichts. Und sie sind so gerührt. Und ich bekam gestern zurück – „Mum, I see who I was and who I am now. And sometimes I want to be the little girl again.”
Das kennen wir alle, oder? Man freut sich auf – endlich keine Schule mehr – und wenn der Tag dann da ist, möchte man wieder zurück schlüpfen und klein sein und ohne Verantwortung. Dass diese Verantwortung aber nicht zur Bürde wird, dafür versuchen wir zu sorgen in einem Land, indem diese Kids aus der Armut keine Vorbilder haben, keine Leitbilder im Elternhaus.
Die Vonwald-Schule wird immer ihr Zuhause sein, und viele von ihnen werden irgendwann zurück kommen und bei uns arbeiten.
Kreislauf des Lebens.





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