Welche Schulen unterstützen wir?
Und wohin fließt eigentlich unsere Hilfe? Welche Projekte?
Zugegeben, da wir nicht nur die eine Schule „haben“ oder unterstützen, ist es manchmal etwas schwierig, den Überblick zu bewahren. Paten interessiert ja meistens nur – mein Kind besucht diese Schule – aber alle anderen, die vielleicht verschiedene Projekte sponsern, interessiert auch, was gibt es denn noch? Harambee ist ja inzwischen weit mehr als „nur“ die Vonwald-Schule.
Ich fange mal mit dem großen Überblick an und dem „Warum“. Warum beschränken wir uns nicht nur darauf, Kinder in einer, vielleicht jetzt in zwei Vonwald-Schulen zu unterrichten? Warum immer wieder der Blick über den Tellerrand?
Die Antwort ist zunächst einmal eine ganz persönliche. Ich selbst bin viele Wochen im Jahr vor Ort. Ich bin sehr gut vernetzt, man legt mir Härtefälle auf den Tisch, ich werde eingeladen, schau dir dies an und jenes, kannst du hier helfen, was tun. Und ja, von weitem, auf der Coach sitzend, kann man dann leicht sagen – du müsstest ja nicht. Wenn aber die Menschen vor dir stehen und du in ihren Augen das Vertrauen siehst, die Hoffnung, dann ist das Nein schwerer als Blei. Und oft sind es schon 100 Euro, die einfach Hoffnung geben und Menschen anspornen, selbst aktiv zu werden. Wir wurden gesehen, nicht vergessen. Das ist wichtig.
Wir wechseln diese Hilfe auch immer mal wieder, denn es geht nicht darum, Menschen jahrzehntelang in Abhängigkeit zu halten. Monatliche regelmäßige Hilfe verspreche ich daher immer nur für ein Jahr, dann sehen wir weiter. So wie für das Rescue Center von Mr. William, wo Kinder, die aus Familien akut herausgenommen werden müssen per Gerichtsbeschluss, ein vorübergehendes Zuhause finden. Oder wie eine Gemeinde im District Rabai, die ausschließlich für das Thema Schulbildung einen monatlichen Betrag bekommt, der dann demokratisch verwaltet und entschieden wird, was damit passiert. Derzeit haben wir das Geld aus 4 Monaten genommen, um drei öffentliche Schulen mit Büchern auszustatten. All das sind Freie Spenden bzw. privates eigenes Geld, man darf sich aber gern gezielt beteiligen oder sogar diese Projekte im Projekt betreuen. Sehr gern. Manche wollen ja gern „was Eigenes“, was immer das oft heißen soll.
Neben dem persönlichen „nicht-wegschauen-können“ geht es aber für uns als inzwischen sehr große Organisation auch darum, umfassender zu helfen als nur hinter geschlossenen Schultoren. Es wird erwartet. Von diversen Autoritäten, und damit meine ich nicht Regierungen, sondern auch Dorfälteste, Familienoberhäupter, Schulen. Wenn wir tatsächlich Teil der Community sein wollen, müssen wir uns kümmern. Oftmals Erste Hilfe leisten. Es wird erwartet, dass wir uns an Beerdigungen beteiligen von Angestellten oder Eltern unserer Kinder, Spitalsrechnungen zahlen oder Operationen, in Dürrezeiten Wasser oder Nahrung spenden. Zum Nein-Sagen sind wir zu groß und zu lange dabei.
Aus diesem Grund gibt es auch nicht nur die beiden Vonwald-Schulen, eine direkt in Kilifi Town, die andere 30 Minuten entfernt in Tezo, sondern wir unterstützen über Patenschaften auch noch die HOPE Schule und die Schule OLD FERRY. Und derzeit mit ungefähr 40 weiteren Kindern ein paar öffentliche Schulen im Umkreis bzw. Spezialeinrichtungen für behinderte Kinder.
Die beiden Schulen HOPE und OLD FERRY sind dabei Modelle, die langsam auslaufen werden. Old Ferry, weil die Schule derzeit schon halbstaatlich ist, die Registrierung voranschreitet und es mehr und mehr Hilfe von der Regierung gibt und geben wird. Hier heißt es einfach, wir nehmen von unten keine neuen Kinder mehr dazu.
HOPE wird ebenfalls auslaufen, wir haben hier jahrelang geholfen, die Schule hat sich sehr gut entwickelt, ich bin aber nicht mehr mit allem so einverstanden, der Besitzer geht mir etwas zu viel in Richtung Business, das war nicht ausgemacht. Da diese Schule tatsächlich unser Nachbar ist, wir mit diesen Kindern auch bereits viel gemeinsam unternommen haben, wechseln in den nächsten zwei Jahren viele zu uns und auch hier nehmen wir keine neuen mehr auf. Beides dient auch dazu, dass sich Schulen oder Institutionen nicht abhängig machen von uns. Du hast den Start bekommen und viele Jahre Unterstützung, jetzt schaff es allein. Und das werden sie, da bin ich sicher. Und vielleicht wird es dann mal in paar Jahre eine ganz andere Schule, die wir beim Aufbau unterstützen, wer weiß.
Und auch innerhalb unseres ursprünglichen Projektes, die Vonwald- Schulen, gibt es noch die Landwirtschaft. Zuerst als kleine Schulfarm angelegt, dann Schulung von Eltern, und jetzt unter dem eigenen Titel SAKI – Sustainable Agriculture Kilifi – auch die 60.000m2 Ackerland in Langobaya. Hier sollen irgendwann mal nicht nur ein großer Teil des Schulessens produziert werden, sondern Menschen sollen hier auch Arbeit finden in der Landwirtschaft.
Es geht also immer darum – hinschauen, über den eigenen Tellerrand hinaus, helfen, wo Hilfe gebraucht wird, als Booster, als Startschuss, aber auch rechtzeitig wieder loslassen, damit Menschen es aus eigener Kraft schaffen. Und überlegen, was wird in Zukunft wichtig sein, nicht nur in einem Jahr, in fünf Jahren, sondern für die nächste Generation.
Gabriela Vonwald
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