Ich muss jetzt einfach mal ein riesengroßes Kompliment machen an alle unsere Mitarbeiter in Kenia. Wenn wir es vergleichen, wie schwierig hier in unserem reichen Land mit all den Möglichkeiten es schon ist, die Schulen offen zu halten und alle Auflagen zu erfüllen, dann kann man sich vorstellen, wie das in Kenia ist. Wir haben ein 50seitiges Dokument erhalten, was alles zu beachten ist, alle sind auf den Füßen, um alles umzusetzen, nicht nur den Unterricht, sondern Toiletten, Mittagessen in verschiedenen Gruppen hintereinander, Pausen, Sport, Aktivitäten. Maximal 20 Kinder pro Klasse, ausreichend Möglichkeiten zum Händewaschen, Desinfektionslösungen, Masken. Eine unglaublich großartige Leistung und manchmal – ein ganz kleiner ketzerischer Gedanke – kommt es mir so vor, als würde es in Kenia teilweise besser funktionieren als hier bei uns.

Und das zweite riesengroße Kompliment geht an euch alle, weil ihr so schnell seid mit eurer Hilfe, weil ich immer kommen kann um zu betteln, Danke für euer Verständnis und eure unermüdliche Hilfe.
Ich bin sooooo froh, dass es jetzt bald wieder weiter geht.

Die Gerüchte der letzten Tage werden jetzt konkreter, angeblich geht es am 19. Oktober mit der Schule wieder los. Das waren dann 7 Monate Pause. Wirklich glauben tun wir es alle erst, wenn die Regierung das endgültige Konzept am 26. September offiziell verkündet. Für die meisten Schulen ist diese Vorlaufzeit natürlich sehr kurz, alle waren jetzt auf Januar eingerichtet.

Es ist in jedem Fall eine Herausforderung, aber da wir schon seit April dran arbeiten, alle Auflagen zu erfüllen, werden wir das wohl alles hinbekommen. Wie allerdings eine öffentliche Schule mit bisher 90 bis 120 Kindern in der Klasse jetzt auf maximal 20 schrumpfen soll, können wir uns alle nicht so vorstellen.

Abschlussprüfungen sind für April geplant und man will dann in Zukunft das akademische Jahr jeweils im Juni beginnen lassen statt derzeit im Januar.
Prüfungen im April wird sicher für ganz viele Kinder in Kenia sehr, sehr hart. Die meisten hatten 7 Monate kaum irgendeinen Unterricht, 80% der Eltern haben selbst die Schule nicht fertig gemacht, Kinder sitzen einfach irgendwo herum.

Wir konnten ja seit April schon einen recht guten Fernunterricht anbieten. Nahezu alle unsere Secondary Kinder bekamen tablets und somit E-Learning, fast alle Primary Kinder haben diese kleinen Radios, insgesamt mehr als 200 Stück, in die man einen USB-Stick steckt und unsere Lehrer sprechen die Lektionen auf USB und wir tragen sie dann aus.
Außerdem machen wir ja seit Jahren regelmäßig Familienbesuche, daher war das von der Regierung gewünschte CBL, Community Based Learning, also das in die Dörfer und zu den Hütten gehen, in kleinen Gruppen dort unterrichten, nicht solch ein Problem. Sogar in die gefürchteten Slums gehen unsere Streetworker, wie Old Ferry. Man kennt uns.

Daher – hoffen wir, dass es einen geordneten Neustart schon bald gibt und die Kinder nicht ein weiteres Jahr verlieren, weil sie erst mühsam wieder ins Lernen kommen müssen und durch Prüfungen durchfallen.

Unterricht per Radio und USB-Stick. Hier mal ein paar Einblicke. Unsere Lehrer nehmen die Lektionen in der Schule auf einen USB-Stick, diese werden den Kindern ausgehändigt und sie können mit einem einfachen kleinen Radio, welches als Lautsprecher fungiert, zuhause lernen.

Mal ein außergewöhnlicher Blick in unser Lehrerzimmer.

Auch in der Krise wird gearbeitet. Es geht nur mühsam, weil immer nur 5 Personen auf einer Baustelle sein dürfen und alle Materialzulieferer geschlossen haben. Bzw. haben nur die teuren offen.

Gerade kam noch eine Abendbotschaft:

Alle unsere Schüler/innen Klasse 8 und Form 4 bekommen jetzt mal Verständnisfragen, die sie zuhause ausarbeiten und bringen. Die Lehrer schauen, wo sind Lücken und arbeiten dann in Kleinstgruppen mit den Kindern. Lucy wird Familien zuhause besuchen und sie nochmals über Corona aufklären und schauen, was die Familien dringend brauchen bzw. wie die Kinder mit Lernen zurecht kommen.

Unsere Schule ist heute genau 12 Jahre alt. Heute vor 12 Jahren wurde das Grundstück gekauft, dann gerodet und Stück für Stück mit dem Bau begonnen.

Auf viele weitere glückliche Jahre.

Unsere Drainage geht weiter, langsam halt, denn derzeit dürfen immer nur insgesamt 5 Personen auf eine Baustelle. Aber George hat sich festgebissen, es soll unbedingt alles bis April fertig werden, denn es werden wieder heftige Regenfälle erwartet.

Inzwischen haben wir 14 Kaninchen. Die Kinder machen brav die Käfige sauber, bringen Einstreu und Futter. Das gehört zum Unterricht.

Unser „Mzee“, also unser über 100 Jahre alter Nachbar, der frühere Eigentümer der Grundstücke, hat uns jetzt auch das letzte Zwischenglied zwischen oben und unten verkauft, natürlich mit weiterem vollem Wohnrecht auf Lebenszeit.

Somit ist die Verbindung hergestellt, eigentlich fehlen uns jetzt nur noch zwei Grundstücke, um sozusagen alles zu vereinheitlichen zu eine großen Ganzen. Aber wir haben ja Zeit. Da wir in Kürze unten einen Zaun anbringen müssen (schon jetzt kommen alle Kinder von allüberall und wollen schaukeln, zerstören aber auch viel), und die beiden letzten Grundstücksbesitzer dann praktisch keinen Zugang mehr haben zu ihrem Land, schätze ich, dass da bald ein Kauf- oder Tauschangebot kommen wird.

Harambee/Gapeka – Village;-))