Ich bin gestern morgen gut und wohlbehalten angekommen, ausnahmsweise auch gleichzeitig mit meinem Koffer und auch die Sache mit Visum ging sehr rasch. Erster Weg natürlich in die Schule, wer braucht ein Hotel, wenn er weiß, dass fast 600 Kinder warten. Eines der Kinder, mein Francis, durfte mit zum Flughafen, und es war alles ein Erlebnis für den Burschen, vor allem das berührungslose System der Flughafentoilette.

Große Begrüßung dann in der Schule, erstes kleines Lehrermeeting (ein großes hab ich geplant in Form eines Seminars an einem der nächsten Samstage im Hotel, der Seminarraum ist schon reserviert). Rundgang durch alle Klassen und erstes gemeinsames Frühstück, endlich wieder mein Tee und Mahambris.

Und dann auch schon viele erste Gespräche, ich konnte ja knapp vor meiner Reise die ersten Gelder für den neuen Schulbau überweisen, zur weiteren Planung. Morgen kommt unser genialer Baumeister aus Nairobi und wir legen gemeinsam den Grundstein. Und wenn ich es mir recht überlege, ist es das bisher einzige Gebäude, wo ich beim Spatenstich vor Ort bin, daher auch für mich noch immer und schon wieder sehr aufregend.

Ich schreibe übrigens in der Schule auf der Terrasse sitzend, denn wir haben jetzt nicht nur Storm sondern auch Wlan.

Heute stehen viele Gespräche und Planungen auf dem Programm: Wann machen wir das erste Müttertreffen, wann und zu wem die ersten Familienbesuche, Budgetplanung, Speiseplan, Preise vergleichen, Extrageld, das mir von den Paten mitgegeben wurde, verplanen, welche Hütten sind baufällig, wie klappt derzeit die Zusammenarbeit mit dem örtlichen Krankenhaus und ganz viel mehr.

Und natürlich dazwischen Fotos machen, Kinder beschmusen oder ihre tausend Fragen beantworten.

Morgen mehr.

Ich hoffe, Sie sind alle gut ins neue Jahr gerutscht und haben die „besinnliche“ Zeit auch wirklich besinnlich gestalten können. Auch ich habe die Weihnachtstage benutzt, um mich zu erholen bzw. viele Dinge zu erledigen, die sonst oft im Alltagsgeschäft liegen bleiben.

Was hat sich in der Zwischenzeit getan? Das Dach unseres Social Living Hauses wurde komplett erneuert, Danke für die spontanen Spenden dazu.

Ich habe den Grundrissplan für unser letztes Gebäude erhalten und den Kostenvoranschlag für den ersten Teilabschnitt. Viele Helfer werden jetzt Bettelbriefe verfassen an alle Firmen, die mit dem Thema „Bauen“ zu tun haben (alle anderen sind natürlich auch gern eingeladen), uns doch etwas zu spenden und dafür von allen Bauabschnitten Fotomaterial zu erhalten, das sie gern für ihre Werbung verwenden dürfen.

Wenn auch Sie uns helfen wollen, Ideen haben oder Firmen kennen, uns würde eine große Last weggenommen, und hier weiß man wenigstens ganz genau, wofür das Geld verwendet wird. Zur Erinnerung, man kann alles steuerlich absetzen, und wir haben nur 4% Verwaltungskosten, schon inklusive aller „Werbung“.

Ja, und nun geht es bald los. Morgen, 7. Januar 2014 um 21 Uhr hebt für mich der Flieger Richtung Mombasa ab. Überall in der Wohnung liegen Häufchen herum mit Dingen, die ich nicht vergessen darf, offener Koffer, Abschied von den Enkelkindern, und mein Hund läuft mir permanent vor die Füße, weil er Schlimmes ahnt.

Von Kenia aus werde ich auch so oft wie möglich hier schreiben, wenn Sie also mitverfolgen wollen, was sich so tut, herzlich gern.

Wir lesen uns das nächste Mal von kenianischem Boden aus.

 

Leider reißen die negativen Nachrichten nicht ab, und dabei würde ich so gern über unsere fröhlichen Kinder vor Weihnachten schreiben.

Heute morgens erreichte mich die Nachricht, dass Termiten eines unserer Social Living Häuser beschädigt haben. Sie haben zwei der Stützträger vom Dach so durchlöchert, dass heute das ganze Dach eingebrochen ist. Die Familien haben wir notdürftig untergebracht, natürlich lässt sich alles reparieren, diesmal mit Hartholz, aber dazu brauchen wir natürlich wieder Geld.

Aber – wir schaffen das. Keins unserer Kinder soll Weihnachten auf der Straße verbringen.

Leser meines Buches „Mama Karembo“ kennen ja das kenianische Krankenhaussystem, wo man nach einer ärztlichen Behandlung erst entlassen wird, wenn man die Rechnung zahlen kann. Viele verschulden sich dadurch auf Lebzeiten.

Und gestern erreichte mich eine ganz tragische Geschichte, nicht aus unseren Familien, aber es veranschaulicht sehr gut, was ich da schon erzählt hatte:

Eine Mutter war aus dem Spital geflüchtet und hat sich im Wald erhängt, weil sie nach einer lebenswichtigen Operation die Rechnung nicht bezahlen konnte.

Solche Geschichten machen mich immer ganz fertig. Wie verzweifelt muss ein Mensch sine. Wenn man sich entscheiden muss, lebenswichtige Operation und schwer verschuldet oder sterben, weil man sich die Behandlung nicht leistet. Operation oder Sohn in die Schule schicken, für beides reicht das Geld nicht.

Wie viele Gründe gibt es, dankbar zu sein für das Leben, das wir führen dürfen.

 

In ungefähr 5 Wochen bin ich wieder auf der Reise nach Kilifi und werde von vielen Paten gefragt, ob man mir Geschenke mitgeben kann.

Aus mehreren Gründen – leider nein.

Wichtigster Grund ist der, dass ich auch  nur 20 kg Freigepäck habe, und das ist bei 5 Wochen Aufenthalt einfach für mich ganz persönlich bestimmt. Und leider kann man mit den Fluglinien auch dann nicht handeln, wenn es sich so eindeutig um Charity handelt, wie bei uns. Falls aber jemand Kontakte hat, eine Idee oder weiß, was man da tun könnte, ich bin für alles offen.

Der zweite Grund, alles, was wir mit der Post schicken, ist Zoll befreit, weil wir in Kenia als NGO registriert sind. Die Pakete werden nicht einmal mehr geöffnet. Anders, wenn ich am Flughafen stehe und erklären muss, was ich da eigentlich alles ins Land bringe. Sorry, dafür fehlt mir die Lust.

Drittens – ich halte es für sinnvoller, Dinge im Land zu kaufen und dort die heimische Wirtschaft zu stärken. Viele Dinge, die uns hier wichtig erscheinen, sind es in Kenia nicht. Ein Fußball ist nett, aber wenn stattdessen eine Matratze sinnvoller ist? Wenn es durchs Dach regnet, hilft die Puppe nicht so sehr wie ein paar zusätzliche Makutis.

Daher machen wir es wie immer: Jeder, der Extrageld für sein Kind oder auch für etwas anderes hergeben möchte, sehr, sehr gern. Kurze Email an mich, welcher Betrag und für welches Kind, Überweisung aufs Konto, ich reise mit einer langen Liste und kümmere mich direkt vor Ort um alles.

Und vielleicht wird es dann ja auch ein Fußball.

 

 

Um ehrlich zu sein, üblich sind Elternsprechtage in Kenia nicht wirklich. Vielleicht in reichen Schulen, Internaten, Privatschulen, aber nicht für die ganz normale Bevölkerung. Nun, bei uns ist ja manches anders, und so gibts das bei unseren Kindern und Eltern schon lange, allerdings haben wir immer nur die wirklich erwischt, wo die Kinder unsere Schule besuchen. Wir haben aber rund 40 Kinder, die auf andere Schulen aufgeteilt sind, teilweise Boarding, Secondary oder einfach, weil die Entfernung zu groß ist, auch staatliche Schulen irgendwo im Distrikt verstreut.

Und die Leistung dieser Kids ließ in letzter Zeit sehr zu wünschen übrig. Gespräch mit Lehrern und Direktoren brachten immer  nur kurzfristige Verbesserungen, immer nach den Ferien konnten wir wieder bei Null anfangen. Also wollten wir mal ein ernstes Wort mit den Eltern reden, gleich im Beisein der Kinder. Unser Büro wurde also kurzfristig dafür benutzt, Eltern und Kindern ins Gewissen zu reden.

Reden allein hilft aber nicht immer, daher gabs diesmal noch was drauf.

Wir teilten den verblüfften Eltern mit, dass die Sponsoren nicht mehr bereit seien, für mangelnde schulische Leistungen zu zahlen, daher würde es ab 2014 eine Staffelung geben. Bei guten Noten bis…Punkten würde das volle Schulgeld bezahlt, danach gestaffelt nach Leistung immer mehr Eigenleistung von den Eltern verlangt.

Ob wir das dann tatsächlich so streng durchführen, sei jetzt mal dahin gestellt, wichtig ist aber, dass die Eltern selbst Interesse daran haben, dass ihre Kinder lernen, auch in den Ferien oder nachmittags. Dass Schule nicht als Nebensache gewertet wird, die Kinder in den Ferien, am Wochenende, nachmittags mit allerlei Tätigkeiten vom Lernen abgehalten werden.

Der Schreck war groß, die Versprechungen auch. Ich glaube, jetzt sind alle mal wach.

 

 

 

 

Manchmal gibt es einfach keine fröhlichen Postings und Erfolgsgeschichten. Manchmal verliert man auch. Heute ist ein Tag der Trauer für mich, denn gleich morgens erreichte mich die Nachricht aus Kenia, die uns alle erschüttert.

Wir hatten heute nachts zwei Todesfälle. Den einen hatte ich für irgendwann mal erwartet, trotzdem kommt er dann immer zu schnell und zu plötzlich. Betroffen sind die Kinder Salim und Tatu Kifuko Safari. Die Mama hat den Kampf gegen Aids verloren. Was mich daran trotzdem „glücklich“ macht ist, dass sie die letzen Monate ihres Lebens in einem Bett schlafen konnte und eine neue schöne Hütte hatte. Wir organisieren die Beerdigung und sorgen dafür, dass die Betreuung der Kinder geregelt ist. Außerdem werden wir die Familie mit Lebensmitteln versorgen, damit sie über Weihnachten wenigstens zu essen haben.

Der zweite Todesfall betrifft den Vater von Irene und Eliza Tunje. Der Vater hat einfach keine wirtschaftliche Perspektive mehr gesehen, war wohl auch depressiv, jedenfalls hat er sich heute nachts umgebracht. Auch hier kümmern wir uns um Begräbnis und um die Familie.

Und natürlich versuchen wir, die Kinder aufzufangen in ihrem Schmerz.

 

Unglaublich, wie kreativ unsere Helfer sind. Vor allem für mich als Nicht-Bastlerin immer wieder erstaunlich, welche Kunstwerke da so entstehen.

Heute startet eine ganz tolle Aktion, und sie passt so gut zu dem, was ich neulich gepostet hatte, unsere Näherinnen. Schaut doch unbedingt mal hier vorbei:

http://naehgeschick-flohmarkt.blogspot.de/

Gestern hatten wir Besucher aus Österreich in der Schule, sehr zufriedene, wie ich glaube, und ich hoffe, dass wir hier weitere Unterstützung bekommen.

Und – heute beginnen die Weihnachtsferien. Sicher wird es eine schöne Abschlussfeier geben, und sicher verlassen die Kinder die Schule nicht nur mit Freude, sondern auch mit Wehmut. Für mich perslönich der schönste Gedanke, wenn die Schule wieder beginnt, bin ich dabei;-))

 

Alle Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder zu sozialen Menschen heranwachsen, Menschen, die helfen, wenn Hilfe gebraucht wird, die sich engagieren und nicht wegschauen. Vor allem zu Weihnachten ist dies ein Thema in fast allen Familien, die ich kenne.

Als ich vor mehr als 7 Jahren das Hilfsprojekt „Harambee“ gegründet habe, war es mir persönlich ein ganz starkes Bedürfnis, zu helfen, einen Fußabdruck zu hinterlassen, nicht wegzuschauen, wenn das Leid überall so sichtbar ist. Zufällig wurde es Kenia, es hätte jeder andere Ort auch sein können.

Viele unserer Spender sind Familien mit Kindern. Man hat eine Patenschaft übernommen, und plötzlich hat Armut einen Namen. Man sagt nicht mehr „die armen Kinder in Afrika würden sich freuen, wenn sie das hätten, was du nicht willst“, sondern, die kleine Pendo in Kenia, die, von der wir das Foto zuhause an der Wand hängen haben, die braucht einen  warmen Pullover. Und das kleine persönliche Wunder geschieht. Kinder, die bereitwillig auf ein neues Spielzeug verzichten, die ihr Sparschwein plündern oder eine schöne Karte malen. Die eine andere Hautfarbe oder eine andere Kultur als Teil der eigenen Familie erleben, ein Kind, ganz weit weg und doch so nah.

Heuer schließt die Schule schon sehr früh, nämlich am 15. November, also gaaanz lange Weihnachtsferien. Wir haben da leider keinen Einfluss mehr, denn als voll registrierte Schule müssen wir uns an alle vorgegebenen Schließzeiten halten und dürfen, auch wenn wir dies wollen, nicht länger offen halten. Und wenn das neue Schuljahr beginnt, werde ich selbst wieder unten sein. So schnell vergeht dann doch die Zeit.

Auch die Ergebnisse der Endprüfungen liegen nun vor, und unsere Ergebnisse kommen ja jetzt in einen Topf mit allen anderen Schulen zum Vergleich. Bei allen 44 Schulen des Distrikts liegen wir bei den oberen Klassen auf Platz 2 (Platz 1 ist eine sehr teure Privatschule für reiche Kinder) und bei allen unteren Klassen unter den besten sieben. Das ist schon ein mehr als nur gutes Ergebnis für eine Armenschule, mit Kindern, die teilweise erst sehr spät eingeschult wurden, die aus teilweise schlimmen Familiensituationen kommen mit Eltern, die fast alle selbst Analphabeten sind.

Ich bin jedenfalls sehr zufrieden.