Wir legen in unserer Schule sehr viel Wert auf das Thema Landwirtschaft. Schon in den unteren Klassen lernen die Kinder, etwas anzubauen, zu pflegen, sich um Tiere zu kümmern usw. Und in den Highschoolklassen kommt dann das Thema Wirtschaft dazu, also Landwirtschaft als Wirtschaftszweig.

Samstagsunterricht Klasse 4

Nachhaltige Hilfe heißt für uns, nicht nur Essen verteilen, sondern auch, den Menschen zeigen und ermöglichen, sich wieder selbst zu versorgen. In der Schule fördern wir das durch unseren Landwirtschaftsunterricht, in der Community durch die Unterstützung der Eltern unserer Kinder mit Beratung und Mikrokrediten.
Hier seht Ihr den Maisanbau unserer Matura-Schüler*innen und eine unserer Mütter, die mit mit einem Coaching und einem Mikrokredit sehr erfolgreich in den Anbau von Mais und Bohnen gestartet ist.
Hier seht Ihr unsere Young Farmers in Aktion. Melonenernte – sehr erfolgreich wie ihr seht, eine Gruppe stolzer junger Farmer und der Verkauf zugunsten unseres Hilfsprojektes (wir heißen in Kenia Gapeka).
Ausbildung und Schulung in Landwirtschaft ist ein ganz wichtiger Baustein unserer Arbeit – die Herausforderungen für den Anbau von Gemüse für die Eigenversorgung werden immer größer und viele Menschen in der Stadt haben einfach verlernt, was dazu gehört. Unsere Kinder lernen es wieder.

Alle unsere Kinder bekommen in der Schule auch Unterricht in Farming/Landwirtschaft.

Das ist so wichtig, weil die Selbstversorgung mit Gemüse für viele Familien eine große Rolle spielt, aber oft das nötige Wissen verloren gegangen ist. Unsere Kids lernen wieder, wie es geht und haben außerdem noch viel Spaß dabei.

Das geerntete Gemüse gibt es dann beim Schulessen.

Wir halten das Thema Landwirtschaft gerade in einem Dritte-Welt-Land für absolut wichtig. Menschen müssen wieder lernen, wie sie etwas anbauen, wie sie davon leben können, ganz viele haben das vergessen.
Wir haben daher als Projekt im Projekt – Ausbildung in Landwirtschaft. In unserer Schule ist es Unterrichtsfach, aber auch unsere Eltern hier sollen, wenn sie es denn wollen, lernen.
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In den letzten zwei Jahren haben wir einige Vorarbeiten geleistet, Dank einer monatlichen Spende der Gärtnerei Starkl und unserem tollen David, der sich kümmert. Wir haben ein wenig experimentiert, was eignet sich gut, welche Arbeiten, welche Kosten. Dann kam ein gut funktionierender Schulgarten und wir haben Eltern beigebracht, wie sie ebenfalls was anbauen können. Die Eltern, die sich dafür wirklich geeignet haben, wurden von uns unterstützt, vor allem durch Supervision.

Und nun haben wir eine Mama identifiziert, die sozusagen unsere Lehrfarm werden soll. Sie hat das erste Jahr erfolgreich gemeistert, erste Ernten, sehr zuverlässig. Sie selbst darf natürlich die Ernte behalten und sich damit aus der Armut arbeiten, wir wollen aber, dass unsere Agricultureklassen nicht nur Schulgarten kennenlernen, nicht nur Theorie in der Klasse, sondern dass sie vom ersten Augenblick an richtig mitarbeiten, aus diesem Projekt ein Vorzeigeprojekt zu machen. Wir starten mit Klasse 3 der Highschool, das sind 17 Kinder, die Landwirtschaft als Fach gewählt haben.

Ein ausgewähltes Feld bei dieser Familie wird nun gerodet, präpariert, bepflanzt, gedüngt usw. Wie gesagt, alle Kids von Anfang an dabei. In der Klasse machen sie dann die Kostenrechnungen, denn das gehört natürlich dazu (auch wenn David das schon getan hat).
Allerdings trägt das unser Budget und auch die Spende der Gärtnerei Starkl nicht, denn wir brauchen – auf den Monat herunter gerechnet – dafür weitere 350 Euro. Ich finanziere jetzt den ersten Monat, damit alle beginnen können.
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Und – wir brauchen dort Wasser. Die Kalkulation, Wasser hinzuleiten und auch einen Tank zu haben, wo wir Wasser speichern können, beläuft sich auf Euro 900,-
Wer kennt wen, der das übernehmen könnte? Wer kann spenden? Wie finden wir eine Lösung.

Beim Besuch im Gapeka-Schaugarten, in dem die Familien Landwirtschaft lernen und erfahren, habe ich bei der Mchicha-Ernte geholfen. Habe schon mal verkostet, später gab es das Gemüse dann zum Mittagessen.

Cordula

Ich komme vom Bauernhof, bin mit Tieren aufgewachsen und eigenem Gemüse im Garten. Und mein persönliches Credo ist, dass gerade ein Dritte-Welt-Land unbedingt eine funktionierende Landwirtschaft braucht. Und als ich meine Tätigkeit hier aufgenommen hatte, dachte ich mir, nichts leichter als das, ländliche Gegend, eigentlich fruchtbare Erde, warum machen das nicht alle? Warum gibt es Hunger sogar bei Hütten, die drumherum was anbauen können.

Das Erste, was ich natürlich lernen musste, war – Wasser. Es fehlt 4 Monate im Jahr einfach jeder Tropfen Regen und einfach mit Sprinkler oder Wasserschlauch bewässern – Fehlanzeige. Die meisten hier sind froh, wenn sie zwischen Dezember und April ausreichend Trinkwasser haben. Wasser zu den Hütten zu bringen, Pipelines zu legen oder Wassertanks aufzubauen, ist daher seit Jahren ein zentrales Thema unserer Arbeit.

Das Zweite aber, und das hatte ich gar nicht am Schirm – man hat hier einfach verlernt, wie es geht. Viele Familien versuchen verzweifelt und eher unbedarft ein paar Maisstengel in den Boden zu stecken – ausgerechnet Mais, eine Diva unter den Nutzpflanzen – aber wenn überhaupt, dann nur für die eigene Familie und um Notzeiten abzupuffern.

Daher war ich hocherfreut, als ich erfuhr – Agriculture kann ein Lehrfach sein in der Highschool. Ich sage bewusst „kann“. Nach der 2. Klasse Secondary können die Kinder nämlich theoretisch wählen zwischen einer Schiene mit Landwirtschaft und einer mit Business. Aber ich erfuhr, viele Schulen im Land „tun sich Landwirtschaft nicht an“. Und bei den jungen Leuten ist es meistens auch nicht so das Traumding, lieber füllt man Tabellen aus und lernt, wie man einen Brief formuliert (was natürlich wichtig ist).

Warum bieten Schulen es oft gar nicht erst an? Weil es Anforderungen an den Schulbetreiber stellt und sich das viele einfach nicht antun wollen. Man muss mindestens zwei Nutztierarten zur Verfügung stellen mit entsprechendem Gehege oder Käfig. Außerdem pro Schüler so-und-so-viel Quadratmeter Land zum Anbau von Nutzpflanzen. Außerdem Saatgut, Dünger, Geräte, Wasser. Dann doch lieber nur etwas, wo man in der Klasse sitzen bleiben kann.

Ich redete mir also den Mund fusselig. Vor allem auch, weil junge Menschen mit einem Highschoolabschluss in Agriculture Gutschriften bekommen für den Zugang zu vielen Studienfächern. Vor zwei Jahren dann unsere erste Klasse, Abschlussarbeit war der Anbau von Hirse mit allem, was dazu gehört inklusive Hirserezepten. Die Klasse, die derzeit vor dem Abschluss steht, für die haben wir 6 Babyziegen angeschafft, die auch während der langen Covid-Schließzeit betreut werden mussten.

Außerdem haben wir während Covid und mit einer tollen Unterstützung aus Österreich durch die Gärtnerei Starkl einen jungen Mann angestellt, der selbst Agrarwissenschaften studiert hat und allen mal so richtig gezeigt hat, wo der Hammer hängt. Es wurde experimentiert, gepflanzt, geerntet, Saatgut selbst gezogen, viele Dinge ausprobiert und dann unseren Eltern gezeigt. Wer möchte so etwas auch. Hausbesuch, ist es möglich, was bist du bereit zu tun und dann Hilfe. Inzwischen sind hier alle komplett verrückt nach Gemüseanbau. Nicht nur immer Mais und Tomaten. Mangold, Spinat, Kohl, Chilli und was noch alles. Selbst unsere Lehrer bauen zuhause Gemüse an. Und hatten während  Covid zu essen.

Und auch unsere Kinder sind infiziert. Ich denke, die nächsten Agricultureklassen werden sich füllen und manche werden es studieren. Manchmal hört man jetzt als Berufswunsch schon nicht mehr Pilot oder Neurochirurg sondern Farmer. Kinder erbetteln von den Eltern eine Kuh oder zwei Hühner und beginnen, diese zu vermehren. Eltern starten die Produktion von Eiern oder wie heute bei einem Vater gesehen, Schweineproduktion. Klein noch, aber sie erzählen mir stolz, dass sie davon inzwischen ein Kind zur Secondary schicken konnten oder das Dach reparieren.

Um beim Thema zu bleiben – die Saat geht auf.

 

Die Tomaten in unserer Schule gedeihen. Danke an die Gärtnerei Starkl für die langfristige Unterstützung unseres Landwirtschaftsprojektes!

Dank Regen geht es auch in der Gärtnerei weiter. Vielen herzlichen Dank an die Gärtnerei Starkl für die Unterstützung bei unserem Landwirtschaftsprojekt.

Nachdem alle Familien aus dem Projekt unsere landwirtschaftliche Arbeit am Schulgelände besichtigt und sich haben erklären lassen, worum es geht, konnten sich die Familien melden, die das ernsthaft machen wollen. Die erste Familie die wir mit Landwirtschaft als Business unterstützt haben, ist die von Mr. Kalama.

Er wohnt „weit draußen“ Richtung ehemalige Dorfschule. Neben den eigenen Kindern sorgt er noch für die Kinder seiner verstorbenen Schwester. Seine Frau ist eine Lehrerin ohne Arbeit.

Sein Wille, etwas in seinem und vor allem dem Leben seiner Kinder zu verändern (er geht auch ständig zu Elternsprechstunden) ist beeindruckend. Als er sich vor zwei Jahren an uns gewandt hat, war er verzweifelt. Schaffte es kaum, eine einzige Mahlzeit auf den Tisch zu bringen, hatte große Probleme alle seine Kinder in die Schule zu schicken. Dabei hatte er jedoch eine Vision, ein Ziel – alles, was ihm fehlte, war eine Starthilfe. Die bekam er von uns – wir finanzierten ihm einen Wasseranschluss (und deckten das Dach seiner Hütte neu). Fließend Wasser, für uns keine große Sache. Für Mr. Kalama der große Unterschied zwischen dramatischer Armut und der Möglichkeit, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Heute baut er erfolgreich eine Vielzahl an Gemüsekulturen an, außerdem Kassava, Mais, Kürbisse, Bananen. Er schafft es, seine große Familie mit drei frischen Mahlzeiten satt zu machen und hat genug Überschüsse, um ein kleines Einkommen zu erzielen und seine Familie selbst zu versorgen. Die ganze Familie schaut jetzt positiv in die Zukunft. Aber Mr. Kalama lässt nicht nach, er möchte seine Kinder auch unterstützen, wenn sie eine Ausbildung oder ein Studium beginnen – er möchte seine kleine Landwirtschaft weiter ausbauen.

Dafür hat er nun von uns einen Wassertank bekommen (Fassvermögen 500 Liter), welcher ihm hilft über Dürrezeiten zu kommen. Er kann nun auch in Trockenzeiten seine Pflanzen zuverlässig bewässern und so seine Familie rund ums Jahr mit seiner Landwirtschaft versorgen.

Die Hälfte davon hat Mr. Kalama als Mikrokredit erhalten, die andere Hälfte haben wir ihm geschenkt. Wenn der Mikrokredit zurück gezahlt wird, wird das Geld an anderer Stelle erneut als Mikrokredit eingesetzt.

Bei unserem Tun und Helfen geht es seit Jahren auch schon darum – „Tue Gutes und rede darüber“. Kenianer lieben außerdem Eröffnungen und Zeremonien, das passt also gut zusammen.
Gestern gab es daher in einer feierlichen Zeremonie mit unter anderem auch den Dorfältesten, die Eröffnung des Wassertanks für Mr. Kalama.
Da wir für Familie Kalama ja schon mehr getan haben, wurde sogar ein kleines einfaches „Denkmal“ errichtet.

Auf den folgenden Fotos sieht man Mr.Kalamas Landwirtschaft, ihn und seine Familie sowie unseren landwirtschaftlichen Berater, Mr.Kalama mit dem Tank direkt nachdem er ankam und schließlich Den Tank und das Denkmal inmitten der Feierlichkeiten.

Vielen Dank für alle die für Mr. Kalama und seinen Wassertank gespendet haben!