Die meisten wissen es ja, wir heißen in Kenia Gapeka und sind eine registrierte NGO. Warum das so ist, hab ich ja schon in meinem Buch geschildert. In Kurzform, als ich 2010 unsere Arbeit auch ordentlich registrieren lassen wollte, wurde mir von der Behörde in Nairobi gesagt, Harambee wird nicht akzeptiert, weil es ein Ausdruck aus dem nationalen Selbstverständnis Kenias ist und sich niemand so nennen darf. Da es schnell gehen musste, entstand Gapeka als Abkürzung von GAbi, PEter, KArani, also die drei Gründer. Inzwischen mit dem Zusatz „Gapeka Children’s Hope Center“.

Warum eine NGO und nicht eine lokale CBO (Community Based Organisation)? Auch das ist einfach erklärt. Nicht nur, dass eine CBO ausschließlich lokal arbeiten darf, also nicht mal im gesamten County, es ging mir um Sicherheit unserer Spenden.

Eine CBO ist nicht geschützt. Jederzeit können die Gründer sage, es reicht, dann wird das Vermögen untereinander aufgeteilt und gut ist. Bei einer NGO hat weder der Staat noch eine Privatperson Zugriff, es muss zwingend wieder an eine NGO gehen.

Außerdem, und das ist einer der Hauptgründe, ja, Kenia ist ein korruptes Land. CBOs werden wenn überhaupt nur auf lokaler Ebene kontrolliert. Da wechselt einfach mal ein Schein die Taschen und schon wird alles abgesegnet und die meisten Sponsoren kennen sich ja ohnehin nicht aus.  Bei einer NGO kontrolliert eine zentrale Stelle in Nairobi, vorher muss ein unabhängiger Wirtschaftsprüfer alles aufbereiten und seinen Sanktus geben und dieser Wirtschaftsprüfer muss alle drei Jahre gewechselt werden, damit eben keinerlei Vetternwirtschaft möglich ist.

Solch eine NGO besteht aus dem Leaderboard oder auch „Board of Directors“ genannt, anfangs war mein lieber Freund und Mitgründer Richard Karani hier der Obmann („chair“), heute (Karani wird demnächst 80) ist es mein ebenfalls guter Freund Prof. Katana. Ich selbst bin Gründungsmitglied und hab den Titel „Executive Director“.

Und dieses Leaderboard ist praktisch die Legislative, wo alles beschlossen wird, was dann später durch unseren CEO umgesetzt werden muss. Offiziell hatte ich bisher als Nicht-Kenianerin keine Stimme, inoffiziell bin ich die Stimme, denn ich vertrete die Gesamtheit der österreichischen Spender.

So, und nun wird sich, lange vorbereitet, im nächsten Jahr vieles ändern. Aus den bisherigen NGOs des Landes werden PBOs – Public Benefit Organisation. Es gibt noch strengere Kontrollen, noch mehr Auflagen, es gibt aber auch Vorteile. PBOs haben Sonderstellung, werden von der Regierung von Lokal- bis Landesebene hinzugezogen, wir dürfen sogar kleinere Organisationen auf lokaler Ebene kontrollieren und beraten. Und – es braucht keine 10 Leaderboardmitglieder mehr und ausländische Menschen wie ich haben volles Stimmrecht.

Und daher darf ich verkünden, weil ja auch immer gefragt wird, wie würde es denn ohne dich weitergehen und was, wenn dir mal was passiert – mit kommendem Jahr wird unsere liebe Mag. Sarah Eidler auch in Kenia im Vorstand von Gapeka sitzen, gemeinsam mit mir, dem Obmann, Prof. Katana, unserer Dorfältesten, Madam Conny aus Old Ferry, und Mr. Ngala.

Gratulation liebe Sarah, mehr als verdient. Wir rocken das;-))

 

 

Ich habe lange überlegt, ob ich Stellung beziehen soll, ob ich mich äußern soll. Einige haben mir abgeraten, andere aber fragen direkt – wie ist das denn bei euch. Und jetzt sind es schon zwei Dinge, die es vielleicht klarzustellen gilt.

Zunächst einmal, beginnend mit unserem Nachbarland Deutschland, gibt es ja seit einiger Zeit die Diskussion über die Rolle von NGOs und deren Förderung mit Steuergeld. Um es gleich klarzustellen, ich bin absolut dagegen, außer solch eine NGO tut auch tatsächlich etwas für seine Bürger. Aber – wir sind keine NGO in Österreich/Europa, wir sind ein Verein. Und verglichen mit anderen immer noch klein und überschaubar. Wir finanzieren uns ausschließlich über private Spenden und bekommen keinerlei steuerliche Zuwendung. Entwarnung also.

Hier ging es also ausschließlich um Geld. Das war einfach.

Die zweite Sache wiegt so viel schwerer und wenn ich lese – vertraue keiner Organisation, die mit Kindern zu tun hat, dann trifft mich das mitten ins Herz.

Gemeint ist Herman Gmeiner, ein Österreicher, verstorben 1986 und Gründer der weltweiten SOS-Kinderdörfer. Und der ganz offenbar und bewiesen in mehreren Fällen Buben missbraucht hat. Absolut nicht zu entschuldigen. Abscheulich. Herr Gmeiner war für mich immer eine Lichtgestalt, jemand, den ich bewundert hatte für diese einmalige Idee. Und die Idee ist bis heute gut und ich hoffe für alle betroffenen Kinder, dass alles aufgeklärt wird und sich trotzdem alle Häuser weltweit erhalten können. Ich freue mich keineswegs, wenn andere scheitern. Auch nicht bei kleinen Vereinen, die in Kenia helfen wollen, und da sehe ich seit 20 Jahren viele scheitern. Weil jedes Scheitern Wasser auf die Mühlen derer ist, die sagen – denen kann man nicht trauen. Wer weiß, ob mein Geld ankommt. Ich spende nichts.

Warum ich so sicher bin, dass sowas wie die SOS-Angelegenheit bei uns nicht passieren wird, möchte ich hier kurz auflisten:

  1. Wir haben keine europäischen Mitarbeiter/innen in Kenia. Es fliegen manchmal Paten hinunter, die rund um die Uhr betreut werden und die man nicht allein mit den Kindern lässt. Aber alle anderen sind Kenianer, die fest angestellt sind.
  2. Wir sind in Kenia gut vernetzt und eingebunden in die Gemeinde, stehen unter Beobachtung aller Familien und Eltern und arbeiten eng mit dem Jugendamt zusammen.
  3. Wir haben engagierte Sozialarbeiterinnen – ja, Frauen, eine Psychologin, unsere Kinder sind nicht mit irgendwem allein.
  4. In unserem TCC-Haus, in dem derzeit 30 jüngere Kinder während der Schulzeit leben, werden alle von zwei engagierten Frauen betreut und einmal wöchentlich von unserer Sozialarbeiterin besucht.
  5. Die Strafen für jede Art von sexuellen Übergriffen auf Minderjährige sind in Kenia gewaltig. Da bleibt es nicht bei Verwarnungen oder einem „das tut man nicht“, da gibt es viele Jahre Gefängnis und kenianische Gefängnisse sind keine Komfortzone.
  6. Und schließlich – wir operieren nicht weltweit in einem riesigen Konzern, nicht einmal Kenia-weit. Wir helfen in einer Gemeinde, wo man sich kennt, wo man alles gut überschauen kann und es keine Geheimnisse gibt.

Das heißt, ich kann nicht garantieren, ob Kenianer das kenianischen Kindern zuhause antun. Ich kann aber garantieren, dass es niemand in der Organisation den uns anvertrauten Kindern antut. Seit ich begonnen habe, tue ich alles, Menschen zu sensibilisieren für jede Art von sexueller Belästigung, sexueller Übergriffe, egal ob Kinder oder Erwachsene. Beim kleinsten Verdacht schalten wir die Polizei ein oder im Falle sexueller Belästigung am Arbeitsplatz wird sofort gekündigt. Und ja, auch Führungspersonal.

Daher meine Bitte – Hinschauen überall, aber bitte nicht alles in Frage stellen und Hilfe einstellen. Dann hätten die A…löcher gewonnen.

Dr. h.c. Gabriela Vonwald

 

 

Es ist ja nicht so, als hätten wir kaum Sport anzubieten. Wir haben den besten Basketballplatz in Kilifi, wir haben einen Pool, der sich auch für Wettkämpfe eignet, wir haben 50 Paar Skater-Ausrüstung, wir haben Fußball, Taekwondo, Leichtathletik.

Und seit vorgestern 3 absolut perfekte Tischtennistische, sehr professionell. Zwei wurden uns von Paten gespendet, die gerade vor Ort waren, einer von Madam Audrey und das kam so:

Madam Audrey ist 26 Jahre jung, eine zertifizierte Tischtennistrainerin, hat selbst viele Preise gewonnen und eine Organisation ins Leben gerufen, die Tischtennis vor allem Parkinsonpatienten nahe bringen möchte. Einerseits, weil viele Wissenschaftler sagen, dass gerade ein Sport wie Tischtennis, den man notfalls auch im Rollstuhl ausüben kann, sehr gut bei Parkinson wirkt, andererseits will sie mit Charity-Turnieren auf diese Krankheit aufmerksam machen.

Und sie hat uns besucht, fand unsere Schule einfach so sensationell, dass sie zwei Dinge bei uns tun will.

  1. Unsere Kinder gratis trainieren. Die Kids lernen also von einer der Besten.
  2. Am 10 und 11. Oktober bei uns einen Bewerb durchführen, die sogenannten Oronda Opens, wo es darum geht, Spieler, Parkinsonpatienten, Sponsoren und Verantwortliche zusammen zu bringen.

Und als erstes Danke haben wir von ihr diesen einen Tisch bekommen und über sie die beiden anderen zu einem absoluten Sonderpreis (1/3 vom Normalpreis).

Das große Ziel soll sein, einen Hotspot für Tischtennis an der Küste zu haben, denn bisher läuft alles nur über Nairobi.

Und wir sind so stolz, dass wir es sind. Und wieder können wir für viele eine Tür öffnen.

Wir haben ja jetzt nur noch drei Klassen Highschool im alten Schulgesetz, alle anderen sind bereits im neuen Schulplan verankert und werden da natürlich auch „überprüft“. Aber anders als im alten Lehrplan kann man nicht mehr durchfallen, es geht nicht mehr darum, jungen Menschen Wege zu verbauen, sondern Türen zu öffnen. Ich habs schon oft gesagt und geschrieben – alles steht unter dem Titel „Talenteschmiede“.

Viele denken da vielleicht nur daran, haben wir tolle Sportler oder Sänger oder Tänzer bei uns. Natürlich soll auch das gefördert werden. Das Größere darüber heißt aber – wo liegen deine Begabungen. Und das durchaus auch akademisch gemeint. Du interessierst dich für Naturwissenschaften? Großartig. Dann werden wir dich in Biologie oder Chemie fördern. Deins sind eher Sprachen? Kein Thema, dann suchen wir eine Schule, die sich darauf spezialisiert hat.

Daher geht es auch bei den Prüfungen ab Mitte Oktober (gemeint sind nicht die normalen Schularbeiten, die es natürlich auch weiterhin gibt) eben nicht um gute Noten, es geht um – worin bist du gut. Und das ist durchaus auch oder sehr viel eine Herausforderung für unsere Lehrer, die nämlich genau das erkennen müssen. Und zwar in der Grundschule und Unterstufe, denn hier werden die Weichen gestellt für Highschool. Was übrigens auch die Stellung der Grundschullehrer deutlich aufwertet.

Solche Prüfungen gibt es nun in Klasse 3 (dies ist auch die Klasse, wo jedes Kind eine Registrierungsnummer ins kenianische nationale System bekommt und diese Nummer bleibt bis zum Schulschluss, spätestens dann braucht es auch endlich eine Geburtsurkunde), in Klasse 6 und in Klasse 9.

In Klasse 3 und 6 wird getestet, ob die Kinder lesen und schreiben beherrschen, das Zahlensystem, aber auch – wie gut können sie kommunizieren, wie ist ihr Sozialverhalten, können sie kritisch denken (ja, schon in den unteren Klassen gibt es Diskussionsthemen). Und auch hier gibt es Jahresprojekte, beispielsweise in Hauswirtschaft oder Basteln, Umgang mit Abfall oder Plastik, Landwirtschaft. Landwirtschaft wird überhaupt ganz groß geschrieben.

In Klasse 9 nun, die letzte Klasse der so genannten Junior High, erfolgt dann die echte Weichenstellung. Danach besuchen die Kinder entweder weiterführende Hochschulen, und zwar genau solche, die das anbieten, wo die Interessen liegen, oder aber man erlernt einen Handwerksberuf, solche Schulen heißen hier TVET (es gibt kein duales System eines Lehrberufes).

Schulen mussten sich entscheiden, wohin wollen wir uns orientieren, was wollen wir anbieten, wobei STEM verpflichtend ist.

Bei uns wird dies eben STEM sein und Sport/Performing Arts. STEM heißt Science, Technics, Engeneering und Mathe.

Science und Mathe ist klar, Technics heißt IT und Engeneering bedeutet, Grundlagen Handwerk, also durchaus Tischlern, Werken, Handarbeiten, Nähen, Kochen usw.

Unsere Schule wird keine Humanities and Social anbieten, dazu gehören Sprachen, Geographie, Geschichte. Nicht weil wir es nicht schätzen, sondern weil einfach keine Schule mehr alles schafft, denn die Anforderungen sind riesig geworden.

Für unsere Kinder bedeutet dies nach Klasse 9, also am Ende des Jahres, zwei Entscheidungen zu treffen, wobei wir hier natürlich helfen und bereits seit vielen Wochen dazu Orientierungen anbieten.

  1. Möchte ich später mal studieren, möchte ich also den akademischen Weg gehen und weitermachen mit Highschool, oder will ich gleich einen Beruf erlernen?
  2. Wenn akademisch, bleibe ich in der Vonwald-Schule oder wechsele ich in eine mit Sprachen als Schwerpunkt? In diesem Fall suchen wir unter den umliegenden sehr guten Schulen aus und sponsern dort natürlich weiter.

Und natürlich kann es dann auch sein, dass uns viele verlassen und wir die Klassen mit jungen Menschen füllen, die genau das suchen, was wir bieten. So ist die Regel, also dann zu sagen, wir schicken unsere Kids woanders hin und schließen dann die Tür, das wäre ziemlich unsozial.

Was während der gesamten Junior High, also die Klassen 7, 8 und 9, ebenfalls einen hohen Stellenwert hat, sind so genannte Projekte. Mit Mai beginnend bekommen die Kinder Projektarbeiten, die nur als Team gelöst werden können und sollen und wo auch das gesamte Team beurteilt wird. Solch ein Projekt dauert drei Monate, also das gesamte zweite Trimester, es gibt klare Kriterien für die Lehrer, wie das einzuschätzen ist, und alles muss bis 31. August in ein zentrales Register eingetragen sein. Diese Projekte machen später 20% der Gesamtbeurteilung aus. Es sind immer sehr praktische Dinge, die alle mit Umweltschutz, Handwerk, Landwirtschaft zu tun haben.

Auch bei der Matura gibt es, wenn man das als Schule so wählt und wir haben das ja schon vor Jahren gemacht (daher müssen wir verpflichtend mindestens zwei Tierarten halten), immer ein Landwirtschaftsprojekt. Mal muss man Hirse anbauen und dann alles, wirklich alles rund um Hirse erforschen und wissen. Mal Ziegen- oder Hühnerhaltung, Maisanbau oder Kasava. Das können wir nicht aussuchen, sondern es wird uns vom Unterrichtsministerium am Beginn des letzten Schuljahres vorgegeben. Dieses Jahr ging es um die Kreuzung von zwei unterschiedlichen Mangoarten.

Als Schulerhalter bereitet mir all das manchmal Kopfschmerzen, weil wir wirklich viel investieren müssen, allein an Materialien. Aber ich finde das alles so unglaublich spannend, die Kinder haben so viel Freude dabei, lernen viel fürs Leben, sind so kreativ und erarbeiten schon früh gemeinsam Dinge. Es ist wirklich ein sehr toller Lehrplan und ich bin mega gespannt, wie sich unsere Kinder am Ende dieses Jahres entscheiden werden, wer geht wohin, wer bleibt, wer kommt neu dazu.

Allzu oft sieht man ja nur anhand von neuen Gebäuden, neuen Schulen, Wassertanks oder Landwirtschaft, vermittelten Patenschaften , Betten, Hütten oder das Sich-Kümmern um die Community, wie aktiv wir sind. Manche Dinge aber sind ebenfalls wichtig, und die sieht man nicht, zumindest nicht gleich. Netzwerken gehört dazu und dass tun wir nicht einfach nur, damit wir bekannter werden, sondern auch direkt im Zusammenhang mit unseren jungen Menschen.

Ich habe ja immer gesagt, für mich ist Erfolg nicht einfach nur, ein Kind konnte zur Schule gehen und einen Abschluss machen. Ja nicht nur ein Uniabschluss oder ein erlernter Handwerksberuf sind mir genug. Für mich ist es erst dann richtig gut, wenn unsere jungen Menschen einen Job haben, angestellt oder selbständig, wenn sie sich erhalten können, sich ein leben aufbauen können.

Und das ist in Kenia sehr schwer.

Man sollte glauben – gut ausgebildet, da reißen sich die Firmen um einen. Leider weit gefehlt. Zum einen gibt es gar nicht so viele Firmen, zum anderen wollen alle natürlich zuerst mal ein unbezahltes oder nur wenig bezahltes Praktikum. Ohne Praktikum hat man am Arbeitsmarkt kaum eine Chance. Diese Praktika nach dem Abschluss heißen „internship“ und sind heiß begehrt, denn ganz oft behalten einen die Firmen danach, was ja auch logisch ist, und wenn nicht, kann man bei einem Vorstellungsgespräch sagen, ja, ich hab das dort gemacht, ich hab praktische Erfahrung gesammelt.

Auf wenige Praktikumsplätze kommen also viele junge Menschen. Und was die Angelegenheit noch erschwert ist, dass unsere fertigen Studenten einfach zu unbeweglich sind, zu schüchtern, zu – was soll ich denn jetzt machen. Und Eltern, die dahinter sind, die einen Beruf haben, die selbst studiert haben, die gibt es zumindest in dem Bereich, in dem wir arbeiten, auch nicht.

Derzeit haben wir daher Schwerpunkt – für alle jungen Leute, die ihr Studium abgeschlossen haben, entweder Praktikumsplätze zu vermitteln (durch unsere inzwischen unglaublich vielfältigen Kontakte), bei denen, die sich in einem Handwerksberuf selbständig machen wollen, die Grundausstattung an Werkzeug bereit zu stellen, und bei manchen anderen einfach einen Job zu suchen.

5 junge Menschen wurden von uns gleich absorbiert, eine sechste kommt im September dazu. Lehrer/innen, Sozialarbeiterinnen. Für einige hat es mit den Praktikumsplätzen schon geklappt. In staatlicher Verwaltung, in unserer Hausbank, in unserem Partnerspital.

Das alles kostet aber nicht nur Zeit und Energie und Leidenschaft, es kostet auch Geld. Transport, eventuell eine vorübergehende Miete, Werkzeug usw.

Daher ist dieser heutige Blog auch ein Aufruf – wir bitten im Namen gut ausgebildeter junger Menschen um Spenden mit dem Betreff „Jobstart“. Denn nur dann war unsere langjährige Arbeit nicht umsonst.

Gabriela Vonwald

 

Vor  3 Jahren kam Mr. James, der Vater meiner inzwischen fertig gewordenen persönlich gesponserten Studentin Rabecca zu uns, um uns von einem kleinen Projekt zu erzählen, das er gemeinsam mit ein paar Eltern auf die Beine gestellt hatte. Mr. James ist ein sehr umtriebiger freundlicher Mann, immer bereit, in der Community zu helfen. Und es war ihm gelungen, für eine Handvoll Eltern mit behinderten Kindern in der öffentlichen Fumbini Schule einen Raum kostenfrei zu erhalten plus vom Staat eine Lehrkraft. Ob ich es mir mal ansehen wolle. Es sei alles noch privat organisiert, die Eltern selbst bringen ein wenig Essen und Schulmaterial, aber es sei eben für diese Kinder die einzige Möglichkeit.

Und ja, ich war schwer beeindruckt. Damals gab es 6 Kinder, alle schwer behindert, eine wundervolle Lehrerin und natürlich, es fehlte überall. Man saß auf dem nackten Steinboden, keine Möbel, das Mittagessen war nicht gesichert, aber ich sah nur strahlende Gesichter.

Es gab eine erste Spende, Materialien, die angeschafft wurden, eine bunte Plastikunterlage, einen Teppich aus Sisal und seither übernehmen wir den Mittagstisch, so dass alle Kinder einmal am Tag während der Schulzeit ein warmes Essen erhalten.

Was aber noch wichtiger war, wir haben all unsere Erfahrung und unser Netzwerk benutzt, um eine offizielle Registrierung im Rahmen der normalen Fumbini-Schule zu erhalten. Nur dann gibt es nämlich auch Förderungen.

Dieses Jahr im Juni war ich wieder zu Besuch. Und kam aus dem Staunen nicht heraus. Freudestrahlend wurde mir erklärt – Registrierung ist durch, man hat drei Klassenräume bewilligt, zwei zusätzliche Lehrkräfte, die Gruppe war jetzt schon auf rund 15 angewachsen. Und alle saßen gerade friedlich beisammen und bastelten und erstellten aus Perlen kleine Kunstwerke. Die dann verkauft werden und davon wird neues Bastelmaterial angeschafft.

Manche der Kinder haben Paten, manche schaffen wahrscheinlich sogar eine Art Hauptschulabschluss. Eins der Kinder das mir besonders ans Herz gewachsen war, hat es leider nicht geschafft und den Kampf verloren, aber wir konnten den Eltern die Beerdigung zahlen und die beiden Geschwisterkinder zu uns in die Schule holen. Und alle dürfen regelmäßig zu uns auf die Schulfarm und in der Erde graben, pflanzen, bewässern und sich wertgeschätzt fühlen.

Auch hier geht es einfach darum, ihr seid nicht vergessen.

In Erinnerung an unseren kleinen Kämpfer Samuel

 

Ich sage ja immer wieder – bei uns kann man sich auch für ein Projekt im Projekt engagieren. Die Fumbini Special Unit hat gezeigt, dass sie kämpfen kann und es sich auszahlt.

Gabriela Vonwald

 

 

Stellt euch mal vor, ihr seid Taxifahrer. Und werdet gerufen, um einen Mann von seinem Haus zu einer anderen Wohnung zu bringen. Der Mann ist krank, hat Fieber, aber ihr seid ja kein Arzt und denkt euch nichts dabei. Der Mann steigt aus, eine Stunde später ist er tot und die Familie sagt, ihr habt ihn umgebracht.

So geschehen hier in Kenia 2016. Der Vater von 5 Kindern war Motorrad-Taxler. Langes hin und her, „Untersuchungen“, kein Geld für einen Anwalt. Jedenfalls 2020 dann das Urteil, 45 Jahre Gefängnis. Keine forensische Untersuchung, woran der Mann überhaupt gestorben ist, es gab keinerlei Gewalteinwirkung. Er hatte Fieber und unser Papa hat einfach den „Fehler“ gemacht, ihn zu transportieren.

2021 geht auch die Mutter, weit weg ins Hinterland, nie wieder auch nur ein Anruf, neu verheiratet, zwei neue Kinder, kein Interesse an den vorhandenen. Zu diesem Zeitpunkt war die älteste 13, die jüngst knapp 4 Jahre alt. Anfangs gab es noch eine Großmutter, die aber ebenfalls vor einem Jahr verstorben ist. Ein Onkel, selbst kaum erwachsen, kümmert sich als Vormund, Mercy, die Große, ersetzt die Mama, obwohl ihr die selbst so sehr fehlt.

Bevor die Oma gestorben ist, ist es ihr noch gelungen, ins Büro des MP (Member of Parliament), Mr. Owen Baya vorzudringen, der sehr berührt war und Hilfe versprochen hat. Anruf bei seinem guten Freund, dem Obmann der Schule der Kinder, bitte versuche was. Und dann landete alles im Februar auf meinem Schreibtisch.

Wir haben damals gesammelt, alle 5 Kinder gut in der Schule abgesichert, also Schulgebühren, zwei Betten gekauft, jeden zweiten Monat gibt es ein Essenspaket.

Und heute hab ich sie besucht. Und war so sehr berührt.

Wir haben Fotos gemacht, die ich dem Vater ins Gefängnis schicken werde, dazu ein kleines Video von der Tochter an ihren Papa. Unser Anwalt der Organisation wird alles prüfen und als ersten Schritt mal versuchen, eine Verlegung durchzusetzen von Voi nach Kilifi, damit die Kinder überhaupt eine Chance haben, ihren Vater mal zu besuchen. Und der MP hat versprochen, den Fall dem Präsidenten vorzulegen, der immer im Dezember Amnestien vergibt.

Inzwischen kümmern wir uns um die Kinder. Es gab mal Geld für warme Kleidung, Decken, und jetzt suche ich Paten für alle.

Und ich werde nicht aufgeben, bis der Papa wieder bei seinen Kindern ist.

 

 

 

 

Wir sind offiziell ein Sponsor der Pwani-Universität, wer hätte das jemals gedacht. Und das kam so.

Die Kilifi Vonwald School hat über 30 Mikroskope, die im Labor unseren Schülerinnen und Schülern zur Verfügung stehen. Alles andere als eine Selbstverständlichkeit, denn viele Schulen haben überhaupt keines – und die Universität hatte bisher 3, wovon eines kaputt war. Von einem Teleskop konnte die Uni überhaupt nur träumen. Nun sitzen wir an der Vonwald Schule aber ja nicht auf einer einsamen Insel – möglichst viele junge Menschen sollen von unserer Arbeit profitieren.

Deshalb schließen wir (also die von Gabriela Vonwald gegründete kenianische NGO Gapeka) mehr und mehr sogenannte „MOUs“ – Memorandum of Understanding – ab. Man könnte es wohl als „Freundschaftsvertrag“ übersetzen, auf dessen Basis eine enge Zusammenarbeit möglich ist. Dies öffnet uns und unseren Schützlingen Türen, gibt Ausbildungsmöglichkeiten, Praktikums- und später Arbeitsplätze. Gapeka ist hier mittlerweile Teil eines riesigen, sehr dichten Netzwerks, dessen Wert gar nicht hoch genug anzusetzen ist – weil immer jemand jemanden kennt…

Und daher haben wir heute in einer feierlichen Zeremonie unser Profi-Teleskop und fünf Mikroskope an die Pwani University übergeben.

Ich (Sarah Eidler) war dabei und muss als Gast sagen, das war schon wirklich sehr nett. Zuerst ins Büro des Vice Chancellors – das ist praktisch der oberste Boss der Uni – , anschließend dann die Übergabe des Teleskops sowie der Mikroskope in einer kleinen Zeremonie. Natürlich muss das alles hochoffiziell sein mit den verschiedenen Abteilungen und deren Leitern. Ich kann mir vorstellen, dass im Vorfeld schon große Aufregung geherrscht hat – wer darf dabei sein? „Hochoffiziell“ bedeutet schonmal, dass pünktlich angefangen wird und dass sich jeder der Anwesenden kurz vorstellt, also welcher Studienrichtung er angehört und warum er heute da ist. Auch immer wichtig: In welcher Reihenfolge darf gesprochen werden, also wer ist zuerst dran, weil höhergestellt. Andererseits geht’s dann aber total herzlich zu – Gabi ist ja durch den Ehrendoktortitel sowieso „eine von ihnen“ – und wenn’s Torte gibt, dann füttert man sich sogar an der Uni noch gegenseitig damit, ein Ritual, das schon die Kleinsten beherrschen.

Total geplättet ist auch Mr. Jonathan, unser CEO, der überhaupt noch nicht glauben kann, dass GAPEKA jetzt ein „Sponsor“ der Universität ist. Ichbin natürlich ein paar Mal gefragt worden, ob ich zum ersten Mal in Kenia bin, und Prof. Shauri, der recht regelmäßig nach Wien fliegt, war ganz entzückt zu hören, dass ich selbst dort studiert habe. Was schon auch sehr bemerkenswert ist – viele der Professoren betreiben selbst auch Landwirtschaft, der Vice Chancellor züchtet beispielsweise Ziegen. Kann man sich in Österreich auch nicht wirklich vorstellen, oder?

Gabi durfte übrigens auf dem „Präsidenten-Platz“ sitzen. Die ganze Zeremonie fand im Kibaki-Saal statt, benannt nach dem früheren Präsidenten Kibaki. Hier hat der Präsident damals die Urkunde unterschrieben, mit der das bisherige College zur öffentlichen Universität ernannt wurde – sehr geschichtsträchtig und eine große Ehre! Man merkt wirklich die große Dankbarkeit, denn die Konkurrenz zwischen den Unis ist groß und man will natürlich „etwas Besonderes“ bieten. Das kann nicht sein, dass Studenten an die Uni kommen (teilweise auch international) und dort schlechtere Ausrüstung vorfinden als an den Schulen/Unis, an denen sie zuvor gelernt haben. Und immer wieder wird betont, dass unseren Schülern die Türen offen stehen. Einige der Professoren waren dann gleich ganz aufgeregt, ja, ich kenn einen aus der Vonwald-Schule, der ist jetzt im dritten Jahr…

Und trotz allem schmunzeln Gabi und ich auf der Rückfahrt zur Schule: Da haben wir gerade ein Teleskop und Mikroskope an eine Universität gestiftet und wenn man in den Kofferraum des Autos schaut, sind da die Stofftiere für die Familienbesuche zu finden. Wie war das nochmal mit Wurzeln und Flügeln?!

Mag. Sarah Eidler

Wie ich schon ganz oft erwähnt habe, arbeiten wir in Kenia engmaschig mit dem Jugendamt zusammen. Und ich gebe es zu, anfangs war ich skeptisch, empfand es als kleine Schikane, warum müssen wir extra eine Sozialarbeiterin anstellen, die wöchentlich dem Jugendamt Bericht erstatten muss, die aber wir bezahlen dürfen. Warum Kontrollen, wir sind doch die Guten.

Vor allem auch immer wieder die Frage – das Gesetz sagt, jede Hilfsorganisation, egal ob Inland oder vom Ausland, egal ob CBO oder NGO – sobald man mit Kindern arbeitet, also eine Schule betreibt, eine Nursery, egal was, ist es verpflichtend, diesen Link zum Jugendamt zu installieren. Warum ist man bei uns so streng und im Land tummeln sich gefühlt einige tausend Wildwuchs-Nurseries jeder Größe, die das nicht haben. Mir wurde heute wieder in einem Gespräch bestätigt – die sind nur noch nicht erwischt worden.

Schon unsere Sozialarbeiterin Eva hatte mich vor Jahren überzeugt, dass diese Verlinkung etwas Gutes ist. Immer wieder mal bei einer Schwangerschaft, bei Missbrauch in der Familie, bei plötzlichem Verlust von Eltern – das Jugendamt hat uns gut unterstützt.

Heute nun war ich persönlich dort, hatte einen Termin mit dem Leiter dieses Amtes, der jetzt seit einem Jahr für unsere Region Kilifi Nord zuständig ist, und ich muss sagen, ich bin schwer beeindruckt. Volle zwei Stunden sehr gutes Gespräch auf sehr gutem Niveau.

Zuerst wieder das Thema – unser TCC-Haus. Ob er sicher davon ausgehen könne, dass dies praktisch nur ein Boarding für die jüngeren Kinder sei, also keine Unterbringung während der Ferien. Wochenende sei okay, da wir alle diese Kinder bei uns in der Schule hätten, aber nur deshalb. Es wurde ihm einige Institute gemeldet, die sich da wohl nicht dran halten, die werden jetzt alle besucht, untersucht, haben die sich überhaupt beim Jugendamt registriert usw. Hab ich ihm versichern können.

Aber dann. Was mich sehr beeindruckt hat, was mich zum Nachdenken bringt war – glaub nicht alles, was man dir erzählt. Glaub nicht allen Müttern, dass sie alleinerziehend sind. Glaub nicht, dass sie sich keine Hefte leisten können. Viele Familien sind durch deine Hilfe heute in einer Situation, wo sie etwas beisteuern können. Aber das musst du verlangen.

Als er meinen entsetzen Blick gesehen hat, meinte er aber gleich – nicht du. Für dich ist das schwierig. Ihr glaubt immer gleich, wenn ihr durchgreift und sortiert, würde man euch des Rassismus beschuldigen oder der Herrenmenschenmentalität. Lass uns das machen. Lass dir helfen.

Er hat mir berichtet, dass die Vorgabe der Regierung ist – Eltern mehr in die Verantwortung nehmen. O-Ton: „Ich bin selbst Kenianer. Wir sind so – gib uns etwas, wir nehmen. Egal ob wir es brauchen oder nicht.“ Was die Regierung also noch mehr verlangt, ist – Hilfe zur Selbsthilfe. Aber eben – nimm ihnen nicht alles ab. Ihre Kinder, ihre Verantwortung.

Also eigentlich das, was ich schon ständig versuche, was aber nicht ganz gelingt, weil ich einfach nicht die sein KANN, die ihnen streng kommt. Er meinte auch, er habe ja, weil das Pflicht ist, von Eva zu jedem Kind einen genauen Bericht bekommen. Er stellt uns jetzt 20 – in Worten zwanzig – Sozialarbeiterinnen zur Verfügung, diese Berichte alle durchzugehen. Auch wieder O-Ton:

„Viele Mütter geben an, Vater verschwunden, verstorben, unbekannt. Ich verspreche dir, 60% dieser Väter treibe ich auf.“

Und – die wollen Verantwortung übernehmen, vielfach wird ihnen aber der Zugang zum Kind komplett verwehrt. Von den Müttern. Die sich dann danach auch nicht mehr kümmern.

Er hat mir sogar erzählt, dass er Eltern in Beugehaft nimmt, wenn sie sich nicht gut um ihre Kinder kümmern. Er meint, das würde immer helfen. Immer. Wenn wir Eltern nicht in die Verantwortung nehmen, sei es leicht, zehn Kinder in die Welt zu setzen. Das müssten wir gemeinsam ändern. Zum Beispiel dadurch, dass wir Eltern, die einen Job haben, die das leisten können, ein kleines Schulgeld zahlen lassen, das Mittagessen zahlen lassen, die Krankenversicherung zahlen lassen. Und wenn es wirklich Extreme geben würde, sollen wir es sagen, sein Amt habe immer die Möglichkeit, mit einem Essenspaket einzuspringen.

Ich bin sehr geflasht und hab das Gefühl – ja, das ist der Weg. Lassen wir uns helfen. Wir haben gleich mal 180 Packungen Damenbinden mitbekommen und wie gesagt das gute Gefühl, man nimmt uns ernst, schätzt, was wir tun (er meinte, ohne uns würden von den 1200 Kindern und jungen Menschen, die wir gerade im Projekt haben, 1000 auf seinem Schreibtisch landen), wir sollen aber den Eltern die Verantwortung nicht abnehmen.

Ich bin nun sehr gespannt, was er und Eva da basteln werden. Zwei Dinge haben wir gleich beschlossen. Am  24. Juni haben wir alle Eltern zu einem Meeting eingeladen, wie immer, wenn ich da bin. Da wird er dabei sein und sein Wort an die Eltern richten. Mit der Autorität seines Amtes. Und wenn wir im November die neuen PP1 einschreiben, wird jemand vom Jugendamt dabei sein und alle Aussagen der Eltern sofort überprüfen. Alles frei gibt es dann nur noch für die, die es wirklich brauchen. Für alle anderen gibt es ein reduziertes Schulgeld oder eine Gebühr fürs Mittagessen.

Ich fühle das Gewicht auf meinen Schultern ein bisschen weniger.

 

 

 

 

Unser Haus für alle Kinder, die zu klein sind für Boarding, die aber dennoch aus irgendwelchen Gründen nicht so gut in ihren Familien aufgehoben sind, war eine der wichtigsten Errungenschaften der letzten Jahre. Wie oft sind mir bei Familienbesuchen Kinder aufgefallen, die irgendwie nur geduldet wurden von Verwandten, die zuhause keine echte Betreuung oder Liebe erfahren haben. Und nicht immer, weil da irgendwelche bösen Stiefmütter am Werk sind, oft, weil Mütter überfordert sind mit dem Alltag als alleinerziehend, manchmal, weil die Kinder bei Omas, Tanten oder Nachbarn leben, denn die Eltern sind während des Schuljahres irgendwo auf Arbeitssuche. Es gibt bei uns eine angestellte Mama, liebevoll, mit ausreichend Schulbildung, damit man auch bei den Hausaufgaben helfen kann, Bubenschlafraum, Mädchenschlafraum, Aufenthaltsraum, Küche, Toiletten und Duschen und vor dem Haus ein Spielplatz.

Das alles ist aber kein Waisenhaus, es ist, wie der Name schon sagt – temporary, also zeitlich begrenzt.

Und hier ist der Staat sehr, sehr streng, wie wir selbst gerade erst in den letzten Ferien erfahren mussten.

Erlaubt ist eine Unterbringung während der Schulzeit, sofern es sich um eine registrierte Organisation handelt und es einen Link zum Jugendamt gibt. Wir sind in Kenia eine registrierte Organisation und der Link zum Jugendamt ist natürlich da. Unsere Eva ist ausgebildete Sozialpädagogin mit Zusatzausbildung und wurde vom Jugendamt genehmigt. Jeder, der in Kenia mit Kindern irgendwas tut, muss solch eine Person einstellen. Wie immer, man schaut da lange zu, irgendwann gibt es neidische Nachbarn, man wird angezeigt, zahlt sich wirklich nicht aus.

Eigentlich hatten wir gehofft, dass es niemandem auffällt, wenn wir die Kinder auch während der Ferien bei uns behalten, sofern Kinder und Eltern das wollen. Aber – keine Chance, absolut verboten. Wir haben es mit allem versucht. Dass wir Nachhilfe anbieten, dass es eine Art Ferienlager ist, dass wir da Performing Arts und Sport und was weiß ich noch alles tun. Die Antwort – Nein.

Wir dürfen Kinder außerhalb der Schulzeit nicht beherbergen.

An den Wochenenden ja, aber auch nur, weil wir eine Schule selbst betreiben. In den Ferien, absolutes Nein.

Kenia hat ja vor einiger Zeit fast alle Waisenhäuser abgeschafft. Das Ganze läuft unter dem Slogan „changing the way we care“. Es gibt ein paar Zentren, die sich Rescue Center nennen, solch eines von unserem Freund William unterstützen wir monatlich.  Ansonsten geht der Weg jetzt – Kinder haben eine Familie und diese Familie hat Pflichten. Und es soll nicht passieren, dass Kinder ihren Eltern oder der Familie entfremdet werden. So eben die Theorie. Tagesmütter gibt es in dieser Form übrigens in Kenia auch nicht, also nicht einmal über diesen Umweg und dann eben mal mit einer Übernachtung, könnten und dürften wir arbeiten.

Und hier gibt es nicht nur Verwarnungen und Geldstrafen, es würde uns Gefängnis drohen.

Und ja, wir könnten ansuchen solch ein Rescue Center zu werden. Nur, die Auflagen sind so gewaltig und schwierig, und wir dürften da nur Kinder annehmen, die gesetzlich aus einer Familie genommen wurden und dies nur bis maximal 6 Monate.

Und das ist nicht das, was wir wollen.

Daher – TCC ist sehr wichtig, eine richtige Säule unserer Arbeit inzwischen. Wir denken gerade daran, noch ein zweites Haus zu bauen, denn inzwischen leben schon 22 Kinder bei uns, es wird irgendwann eng. Aber eben nur als erweitertes Boarding.